© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/13 / 20. September 2013

Frisch gepresst

Orwell. Vor George Orwell müsse er einfach seinen Hut ziehen, findet der Anglistikprofessor Heinz-Joachim Müllenbrock. Für ihn ist „1984“ ein vom Autor „längst losgelöstes Warnsignal für die brutale Unterdrückung des Menschen durch finstere, staatliche Mächte“. In einem Vortrag, der nun als Büchlein herausgegeben wurde, skizziert er die Stationen Orwells, den er für „aktueller denn je“ hält. Der Autor schlägt den Bogen zur Bundesrepublik von heute und kritisiert die weitverbreitete freiwillige Zensur, der auch Orwell im Nachkriegs-England begegnet ist. „Zwischen Theorie und Praxis freier Meinungsäußerung klafft nicht selten ein großer Abstand“, so Müllenbrock. Er listet akribisch alle weiteren Parallelen zwischen Orwells Horrorszenario von 1949 und unserer Wirklichkeit auf: Das Volk wird mit belanglosem Schund bei Laune gehalten, Kinder der staatlichen Obhut überantwortet, staatliche Rundfunksender fungieren als Gedankenpolizei. Alles wird überwacht, ausgespäht, kontrolliert. Auch angesichts der jüngsten NSA-Affäre ist das Buch tatsächlich aktueller denn je. (rg)

Heinz-Joachim Müllenbrock: George Orwell – aktueller denn je. Neue Literarische Gesellschaft Marburg, Marburg 2013, broschiert, 43 Seiten, 7,95 Euro

 

Rette sich, wer kann. „‘Starke Schultern tragen mehr als schwache’ ist der schwachsinnige Slogan politisch korrekter Politclowns, den ich in ‘Armut für alle’ umbenennen will.“ Anschaulich und simpel skizziert der Publizist Michael Grandt das bisherige Versagen der Euro-Politik und die auf uns zukommenden Krisen. Dabei durchziehen die Thesen „Deutschland droht der Staatsbankrott“ und „Wir brauchen den Crash“ seine scharfe Analyse. Neben dieser wenig Hoffnung bietenden politischen Lagebeurteilung präsentiert Grandt jedoch dem ohnmächtigen Bürger Lösungsansätze und Anlagestrategien, wie er Besitz und Geld durch die anstehende Pleite bringen kann. Denn, so ist sich der Analyst sicher, der Staat wird im Zweifel nicht davor zurückschrecken, auf die Privatvermögen zurückzugreifen. Dabei singt er das hohe Lied auf konservative Anlagen wie Gold oder Immoblien und warnt davor, in der Krise noch Schulden zu haben. Entgegen der etwas reißerischen Aufmachung des Buches also keine Geheimrezepte, sondern bodenständige Ratschläge. (LL)

Michael Grandt: Deutschland vor dem Kollaps. Warum es zum Staatsbankrott kommen muß. Kopp Verlag, Rottenburg 2013, gebunden, 336 Seiten, 19,95 Euro

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