© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/13 / 27. September 2013

„Marsch für das Leben"
Verraten und verkauft
Thorsten Brückner

Über 4.500 Menschen kamen am Samstag zum „Marsch für das Leben“: Ein neuer Rekord, der allerdings von den meisten Medien totgeschwiegen wurde. Die Zeitungen, die überhaupt berichteten, waren vor allem damit beschäftigt, die Zahl der Demonstranten, die auf Polizeiangaben basierte, herunterzurechnen. Mit einer Teilnehmerangabe von 2.000 konstruierten viele Blätter von Bild bis Focus ihre eigene Sicht der Ereignisse. Im traditionell demonstrationsmüden Deutschland findet sich offenbar doch eine große Zahl von Menschen nicht damit ab, daß es in unserer Gesellschaft normal geworden ist, Babys zu töten, weil diese nicht in die Lebensplanung passen. Das ist ein ermutigendes Zeichen.

Von den Christdemokraten, die einstmals den Ungeborenen eine Stimme gaben, fühlen sich viele Lebensschützer verraten und verkauft. Der Austritt von Marschorganisator Martin Lohmann aus der CDU wenige Tage vor der Kundgebung könnte zu einem Fanal für weitere enttäuschte Wertkonservative werden. Hierin liegt eine große Chance für die AfD. Durch ein klares Bekenntnis zur Familie und dem Schutz menschlichen Lebens könnte sie frustrierten Mitgliedern der Union eine neue Heimat bieten. Fernab von Euro-Kritik wäre dies ein erster Schritt hin zu einer breiteren programmatischen Aufstellung, die der Partei ganz neue Wählerschichten erschlösse.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen