© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/13 / 04. Oktober 2013

Selber schuld
Zu viele Termine: Bundespräsident Joachim Gauck fühlt sich offenbar überlastet
Andreas Wild

Bundespräsident Joachim Gauck fühlt sich laut Spiegel überlastet und fürchtet um seine Gesundheit. „In diesem Tempo und dieser Intensität“, wird er zitiert, „kann es nicht weitergehen.“ Besonders zu schaffen machen ihm angeblich Fülle und dichte Aufeinanderfolge öffentlicher Termine.

„Wie denn das?“ fragt sich da der besorgte Staatsbürger. Ist der Präsident der Bundesrepublik Deutschland , als oberster Repräsentant unseres Staates, nicht sein eigener Termingeber? Kann er nicht selbst über die Strecke seiner Termine entscheiden, abgesehen von einigen unabwendbaren Auftritten, die ihm das Protokoll oder der Kalender (zum Beispiel die Weihnachtsansprache) vorgeben?

Wer soll ihm denn – um einige Daten aus jüngerer Zeit zu nennen – vorgeschrieben haben, daß er bei der Eröffnung der „documenta 13“ in Kassel zu erscheinen habe, einem kuriosen Nichtereignis, das durch seine Anwesenheit keineswegs aufgewertet, sondern in seiner Komik eher noch vertieft wurde? Wer hat ihn angewiesen, daß er an der Beerdigung des „großen Literaturkritikers“ Reich-Ranicki teilnehmen müsse? Wer, daß er trotz historisch wie aktuell völlig ungeklärtem Anlaß im französischen Oradour aufzutreten und im Namen Deutschlands eine große Entschuldigungsrede abzuliefern habe?

Alle diese Expeditionen lagen voll im Zuständigkeitsbereich von Gauck selbst und seinen Mitarbeitern, es lassen sich keine anderen Schuldigen dafür namhaft machen. Hier hat ein Funktionsträger in voller Eigenkompetenz über eigene Belastbarkeit und eigenes Arbeitspensum entschieden, und das sollte man sich – mit allem Respekt sei es gesagt – klarmachen, bevor man damit an die Öffentlichkeit tritt.

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