© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/13 / 04. Oktober 2013

Zeitschriftenkritik: Wissen & Staunen
Verschwörungen untersucht
Werner Olles

Die ungebrochene Faszination an Verschwörungstheorien, an Komplotten und mysteriösen Vorkommnissen beschert einer immer größer werdenden Zahl von Film- und Fernsehproduzenten, Verlagen und Autoren eine auskömmliche Existenz. Den Fragen, ob wir alle durch großangelegte Verschwörungen getäuscht werden und was hinter den berühmtesten Verschwörungstheorien der Welt steckt, wie sie entstanden sind, welche einen realen Hintergrund haben und welche nicht, ist nun das zweimonatlich erscheinende Magazin Wissen & Staunen in seiner aktuellen Ausgabe (5/2013) nachgegangen.

Verschwörungstheorie-Experten von der University of Florida in Miami untersuchten angeblich finstere Komplotte wie das Kennedy-Attentat, die erste Mondlandung, Hitlers Selbstmord im Führerbunker, Lady Dianas tödlichen Unfall, den Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001 sowie zahllose Ufo-Sichtungen und sogar die „Merkel-Dreieck-Verschwörung“.

Doch nur bei zwei der wissenschaftlich erforschten Verschwörungsbehauptungen gaben die Experten „grünes Licht“. So lasse sich die offizielle Version, nach der John F. Kennedy von einem Einzeltäter ermordet wurde, nicht eindeutig belegen. Zwar wird eine regierungsamtliche Verschwörung gegen den ehemaligen Präsidenten nicht bestätigt, aber besonders die Ausführungen zur „magischen Kugel“, die zahlreiche Ballistiker über Jahrzehnte hinweg anstellten, zeigten, daß auch eine Beteiligung mehrerer Täter möglich gewesen sei. Während jedoch die 9/11-Verschwörung von den Forschern abgelehnt wird, da bei einer solchen Vertuschung Hunderte, wenn nicht gar Tausende Mitwisser eingebunden und absolut verschwiegen sein müßten, werden Ufo-Sichtungen mit dem Hinweis auf den Roswell-Zwischenfall am 7. Juli 1947 nicht pauschal als Falschmeldungen gewertet. Die Liebhaber solcher Enthüllungsbücher dürfen also aufatmen.

Um rätselhafte Phänomene geht es auch in dem Beitrag „Warum Tiere hellsehen können“, der sich mit den Sinnen der Tiere beschäftigt, die selbst skeptische Wissenschaftler zu einem Umdenken zwingen. So sind viele Tiere offenbar in der Lage, Katastrophen vorauszuahnen, wo der menschliche Instinkt versagt. So verschwanden unmittelbar vor dem schweren Erdbeben in der italienischen Region L’Aquila im April 2009 alle Kröten aus ihrem Brutgebiet, anstatt sich wie sonst im Mondlicht zu paaren. Als die Erdstöße, die über 300 Todesopfer forderten, vorüber waren, kehrten die Kröten zurück. Noch deutlicher wurden diese Phänomene am 6. Mai 1976 im Friaul beobachtet, als dort kurz vor dem über 1.000 Tote fordernden Erdbeben die Haustiere der Bewohner außer Rand und Band gerieten und selbst das Wild fluchtartig den Wald verließ. Chinesische Wissenschaftler wollen solche Warnsignale aus der Tierwelt nun systematisch auswerten, um die sensiblen Sinnesorgane der „lebenden Wetterstationen“ in Zukunft besser nutzen zu können.

Kontakt: Wissen & Staunen. Gazellenkamp 70, 22529 Hamburg. Das Einzelheft kostet 3,30 Euro, das Jahresabo 18,60 Euro.

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