© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/13 / 04. Oktober 2013

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JF-Test: E-Book-Reader oder Tablet-PC? Welches Lesegerät zu wem am besten paßt
Henning Hoffgaard

Chinesische Wachstumszahlen und trotzdem stellt sich keine Euphorie ein. Der Absatz von klassischen E-Book-Readern wird in diesem Jahr um 22 Prozent auf etwa 832.000 steigen.

Der Branchenverband Bitkom hatte allerdings mit 1,4 Millionen verkauften Geräten gerechnet. Der Grund: Immer mehr der handlichen Tablet-Computer werden zum Lesen von elektronischen Büchern benutzt. Rund acht Millionen Tablet-PCs werden 2013 voraussichtlich in Deutschland verkauft. Fast alle von ihnen sind auch für das Lesen von E-Books ausgelegt. Und: Während die Preise für die E-Book-Lesegeräte stagnieren (etwa 97 Euro), werden die Tablets handlicher und auch preiswerter (knapp die Hälfte der verkauften Geräte kosteten weniger als 200 Euro).

Kein Wunder also, wenn die 22-Prozent-Steigerung eher Enttäuschung hervorrufen wird. 2012 war der Absatz der Spezialgeräte noch um 129 Prozent gestiegen, im Jahr davor waren es 118 Prozent. Immerhin, auch im kommenden Jahr rechnet Bitkom noch mit einem Zuwachs auf dem E-Reader-Markt.

Diese bieten trotz größerer Konkurrenz noch immer spezielle Vorteile gegenüber den handlichen Mini-Computern. Die JUNGE FREIHEIT hat den Test gemacht. Zu wem passen die klassischen E-Book-Reader und wer sollte sich lieber ein Tablet zulegen?

 

E-Book-Reader: Der Liebhaber

Pro: Die klassischen E-Book-Reader bieten zahlreiche Vorteile, die besonders für Vielleser interessant sind. Sie sind zumeist klein und handlich. Egal ob im Bett, der vollen S-Bahn oder im Büro. Die Lesegeräte wiegen meist nicht mehr als 200 Gramm. Damit passen sie problemlos in jede Tasche. Mit durchschnittlich 97 Euro sind sie zudem preiswerter als jedes Tablet.

Die Bildschirmtechnik kommt den Augen der Leser sehr entgegen. Die extrem kontrastreichen Bildschirme, die zum Teil ganz ohne Hintergrundbeleuchtung auskommen, schonen die Augen. Langes Lesen wird so nicht zur Qual. Auch die Leistung der Akkus liegt weit über der von jedem Handy oder Tablet-PC. Teilweise reichen die Batterien mehrere Monate. Da kann kein Mini-Computer mithalten. Neuere Modelle verfügen über einen eigenen Browser und sind so auch Internetfähig.

Contra: Die meisten E-Book-Reader können nur einen kleinen Teil der gängigen Dateiformate von elektronischen Büchern wiedergeben. Wer ein Kindl-Gerät vom Marktführer Amazon besitzt, kann sogar nur Bücher lesen, die auch vom Internet-Großhändler verkauft wurden. Die Konvertierung der E-Book-Formate, etwa in universell lesbare PDF-Dateien, ist für Neulinge noch sehr aufwendig und benötigt spezielle Programme.

Der Zugriff auf das Internet ist zudem schlechter als bei Tablet-Computern. Seiten werden nur langsam geladen. Auch Zusatzanwendungen, die über das Lesen von Büchern hinausgehen, sind bisher kaum praktikabel.

Preis: 50 bis 100 Euro.

Fazit: E-Book-Reader sind ideal für Vielleser, die mehr als nur den Zeitvertreib während einer Bahnfahrt suchen.

 

Tablet-PC: Der Alleskönner

Pro: Tablet-Computer können fast alles. Internet, Hunderte Zusatzanwendungen, Fotofunktion und eben auch das Lesen von elektronischen Büchern. Aufgrund ihrer Vielseitigkeit und den zahlreich verfügbaren Apps können die Mini-PCs fast jedes E-Book-Dateiformat lesen. Die Einschränkung der Amazon-Kindle-Reader kann so einfach umgangen werden. Durch die stärkeren Prozessoren sind Tablets universell einsetzbar und deswegen gerade für Leser mit wenig Zeit bestens geeignet.

Die Preise für die immer kleiner werdenden Geräte sind seit Jahren im Sinkflug. Die meisten Modelle werden heute für unter 200 Euro angeboten.

Contra: Die hell leuchtenden TFT- und OLED-Displays sind gerade für Menschen mit Sehproblemen auf Dauer sehr anstrengend. Wer andererseits die Helligkeit herunterdimmt, muß damit rechnen, daß sich die Umgebung auf dem Bildschirm spiegelt. Dies führt zu einer Ermüdung der Pupille. Bei direkter Sonneneinstrahlung fällt das Lesevergnügen meist ganz ins Wasser.

Zum Nachteil gerät den fragilen Tablets, die oft einen Fall vom Tisch nicht unbeschadet überstehen, auch die geringe Leistung der Akkus. Diese halten oft nicht mal eine Bahnfahrt von Berlin nach München. Ein Ladekabel ist deswegen für Vielleser mit Tablet-PC Pflicht. Ohne Steckdose in der Nähe geht es dann allerdings nicht.

Auch die Reparaturkosten sind ungleich höher als bei traditionellen E-Book-Lesegeräten, die auch im Grundpreis noch deutlich günstiger sind.

Preis: 150 bis 1.500 Euro.

Fazit: Tablet-Computer eignen sich vor allem für Gelegenheitsleser, die mit ihrem Gerät mehr machen wollen, als nur Bücher zu lesen.

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