© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/13 / 04. Oktober 2013

Peter Zwegat wartet schon
Zwischen Hauskauf und Schuldenberatung: Die angeschlagene „taz“ erwägt den Bau eines neuen Verlagsgebäudes
Henning Hoffgaard

Bei der linksalternativen Tageszeitung taz herrscht Aufbruchstimmung. Warum, weiß eigentlich niemand so genau. Trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten (JF 38/13) erwägt die Zeitung den Bau eines neuen Verlagsgebäudes in der Friedrichstraße in Berlin-Kreuzberg. „Es wäre eine gute Idee, wieder unter ein Dach zu kommen“, begründete Verlagsgeschäftsführer Karl-Heinz Ruch den Plan auf der Genossenschaftsversammlung.

Derzeit hat die taz zwar ein eigenes Gebäude (3.000 Quadratmeter), mußte einen Teil der Verwaltung jedoch in angemieteten Büroräumen (1.500 Quadratmeter) unterbringen. Bis zu 20 Millionen würde der Neubau kosten.

Geld, das die Zeitung nicht hat. Zumindest noch nicht. Die Genossenschaftseinlagen liegen bei 11,6 Millionen Euro und müssen vor allem eventuelle Verluste des Verlages (2012: 616.766 Euro) ausgleichen. Das restliche Geld ist, wie die taz schreibt, „bei einer ethisch wirtschaftenden Bank angelegt mit mageren 0,5 Prozent Zinsen“. Was also nun? Das Geld soll von „taz-Genossen“ kommen und natürlich auch einer Bankhypothek. Zudem sei es möglich, die alten Räume zu vermieten. 2017 könne es dann losgehen.

Für andere Themen interessierten sich die Genossenschafter dann offenbar weniger. Etwa, daß der taz-Redakteur Christian Füller nach Angaben der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) ein Schreibverbot erhalten hat. Füller hatte einen kritischen Artikel zur Verstrickung der Grünen in die Pädophilen-Szene der achtziger Jahre geschrieben, der so nicht gedruckt wurde und in veränderter Form dann bei der FAZ erschienen war. taz-Chefredakteurin Ines Pohl soll daraufhin intern geschrieben haben, vorläufig dürften, „keine Texte von ihm in der taz erscheinen. Bitte sorgt dafür, daß dies nicht passiert.“

Auf der Genossenschaftsversammlung brannten den Anwesenden allerdings wichtigere Themen unter den Nägeln. So wurde diskutiert, ob die Straße des neuen Verlagsgebäudes nicht vielleicht nach Che Guevara benannt werden solle.

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