© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/13 / 11. Oktober 2013

DVD: Renoir
Der Maler und das Mädchen
Werner Olles

Zurückgezogen lebt und arbeitet der impressionistische Maler Pierre-Auguste Renoir (Michel Bouquet) während des Ersten Weltkrieges auf seinem Anwesen in Cagnes-sur-Mer an der Côte d’Azur. Die Schönheit der von warmem Licht durchfluteten südfranzösischen Landschaft inspiriert den Künstler immer wieder zu neuen Bildern. Gleichzeitig findet er hier ein wenig Linderung von den quälenden Schmerzen seiner chronischen Arthritis, die ihn in den Rollstuhl zwingt und zudem kaum noch den Pinsel halten läßt.

Während sein Sohn Jean (Vincent Rottiers), der sich gegen den Willen des Vaters freiwillig an die Front gemeldet hat, in einem Lazarett eine Verwundung kuriert, bewirbt sich die 16jährige Andrée (Christa Théret) bei ihm als Modell. Angetan von der jugendlichen Unbekümmertheit und dem hinreißenden Erscheinungsbild des jungen Mädchens entstehen nun seine letzten großen Werke. Als Jean seinen Genesungsurlaub in Cagnes-sur-Mer verbringt, bahnt sich eine zarte Liebesgeschichte zwischen den beiden an. Andrée wird schließlich Jeans Frau. Pierre-Auguste Renoir stirbt am 3. Dezember 1919 in seinem Haus an einer Lungenentzündung.

Ganz im Stil der großartigen Werke Renoirs schwelgt Gilles Bourdos’ Film in den satten, sommerlichen Farben der Landschaft an der Côte d’Azur und in der elfenhaften, rothaarigen Schönheit seiner letzten Muse. Michel Bouquet verkörpert den großen Maler mit schier unglaublicher Intensität. Renoirs Zuneigung zu der blutjungen Andrée spielt Bouquet mit einer fast schon scheuen Zurückhaltung und Demut gegenüber dem Mädchen, das zweifellos sein Schönheitsideal verkörperte. Zeit seines Lebens hatte er den weiblichen Körper geliebt: rundliche, üppige Formen, ein schön geschwungener Mund mit vollen Lippen, weiche Haut und blonde bis rotblonde Haare sind in vielen seiner Bilder augenfällig.

Christa Théret kommt als Andrée diesem Schönheitsideal nicht nur sehr nahe, „zusammen mit den fast wild wachsenden Rosen und den großen Olivenbäumen mit ihren silbernen Schatten war sie eines jener Lebenselixiere, die Renoir halfen, den gewaltigen Liebesschrei seiner letzten Zeit auf der Leinwand festzuhalten“ (Jean Renoir).

DVD: Renoir. Arsenal Filmverleih/good movies. Berlin 2013. Laufzeit etwa 107 Minuten

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