© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/13 / 11. Oktober 2013

Schleswig-Holstein und „wachhaltende“ Geldspritzen
Investitionen in Bewältigung
(ob)

Schleswig-Holstein ist ein hoch verschuldetes Bundesland. Aber nicht arm genug, um an der Vergangenheitsbewältigung sparen zu wollen. Darum spendiert die von der dänischen Minderheit gestellte Kulturministerin Anke Spoorendonk (SSW) nun 4,5 Millionen Euro für die nordfriesische KZ-Gedenkstätte Ladelund und für die Musealisierung der „Neulandhalle“ im Dithmarscher Dieksanderkoog, dem einstigen „Adolf-Hitler-Koog“ (JF 12/11). Spoorendonk, die für Schüler eine in den Lehrplänen verankerte KZ-Besuchspflicht einführen möchte (Schleswig-Holsteinische Landeszeitung, 3. September), sieht das Interesse an der ritualisierten bundesrepublikanischen „Erinnerungskultur“ unter Jugendlichen bröckeln und glaubt, mit der Geldspritze das kollektive Gedächtnis „wachhalten“ zu können. Das Geld ist daher „gut angelegt“, lobt auch SPD-Historiker Uwe Danker. Ebenso wie die 300.000 Euro, die sein Parteifreund Jürgen Weber im Kieler Landtag beantragt hat, damit eine „Verstrickung“ der zwischen 1945 und 1965 aktiven Landespolitiker in die „braune Vergangenheit“ abermals „aufgedeckt“ werde. Ob sich damit tatsächlich mentale Nachwirkungen im Bewußtsein von mehr als drei Generationen, also bis spätestens 2030, herstellen lassen, wie es die Forschung selbst gewaltigen historischen Umbrüchen wie der NS-Zeit und dem Zweiten Weltkrieg konzediert, bleibt ungewiß.

www.shz.de

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen