© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/13 / 18. Oktober 2013

Aufgeschnappt
Wahl-Abweichungen
Matthias Bäkermann

Der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev, der nach zehn Jahren autoritärer Herrschaft in der vergangenen Woche wiedergewählt wurde, übernahm nach Schließung der Urnen auch gleich die Wahlanalyse: Nichts Geringeres als einen „Triumph der Demokratie“ erkannte der 52jährige in seiner Wiederwahl. Die Vorwürfe von Opposition oder OSZE-Beobachtern, es habe „massiven Wahlbetrug im ganzen Land“ gegeben, ließen das Mitglied des Aliyev-Familienclans, der seit Sowjetzeiten das Ölgeschäft am Kaspischen Meer kontrolliert, ungerührt. Immerhin dürfte den Alt- und Neupräsidenten das Ergebnis von 84,7 Prozent Zustimmung aber doch überrascht haben.

Das belegt ein Fauxpas der aserbaidschanischen Wahlkommission, über den die Washington Post am 9. Oktober berichtete. Die offizielle Wahlbehörde hatte bereits einen Tag vor Öffnung der Wahllokale das Endergebnis über ihre Smartphone-App verkündet. Danach durfte sich Aliyev über knapp 73 Prozent der Stimmen freuen. Die Wahlkommission entschuldigte sich zwar „mit tiefem Bedauern“ für dieses „Mißverständnis“. Für einen noch lupenreineren „Triumph der Demokratie“ wird eine bessere Ergebnisabstimmung das nächste Mal aber wohl unumgänglich sein.

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