© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/13 / 18. Oktober 2013

Grüße aus Wien
Kein Zutritt für Blaue
Carl Gustaf Ströhm

Samstagnacht ist in Wien immer ein Erlebnis. Vom Schwedenplatz mit seinen Würstelständen, über das sogenannte Bermudadreieck mit seinen Bierlokalen und trendigen Cocktailbars, bis hin zur bekannten Disko U4, in der schon Hans Hölzl, alias Falco, seinen Wiener Schmäh zum besten gab.

Das Nachtleben ist in Wien durchaus bunt und farbenfroh. Doch eine Farbe scheint in manchen Diskotheken der Stadt nicht willkommen zu sein – nämlich Blau. Nun liegt das nicht an irgendwelchen modischen Neuheiten, daß Blau keine Farbe zum herzeigen ist.

Im Gegenteil. Seit dem Wahlerfolg von Heinz-Christian Strache und seiner FPÖ ist Blau in Österreich voll im Kommen – jedenfalls aus politischer Sicht. Ein Politikum machten daraus auch einige Diskothekenbesitzer, die zukünftig jeden FPÖ-Wähler den Eintritt verbieten wollen.

Zu einer „Allianz gegen rechts“ wollen sich verschiedene Nachtclubs zusammentun, um zu verhindern, daß auch die FPÖ-Wähler in ihren Lokalen das Tanzbein schwingen. Doch mit welchen Kontrollmaßnahmen sie diese Aktion durchsetzen wollen, ist nicht nur mir, sondern auch vielen anderen ein Rätsel.

Die Idee stammt aus den sozialen Netzwerken und wurde von einigen Diskotheken aufgegriffen. Gerade dadurch kam es zu heftigen Diskussionen, und die Besitzer der Lokale erlebten, zu ihrem Erstaunen, ihr blaues Wunder. Tatsächlich zeigten sich viele Besucher jener Nachtclubs empört über diese Ausgrenzung.

Interessanterweise unter ihnen auch solche, die angegeben hatten, nicht die FPÖ gewählt zu haben. Der freiheitliche Generalsekretär Herbert Kickl meinte, daß gerade diese „fehlgeleiteten Gutmenschen“ jene Intoleranz zeigten, die sie bekämpfen wollen. Vor allem versprach er, daß mit „Gutmenschen-Apartheid-Gastronomie“ der Erfolg der FPÖ nicht aufzuhalten sein wird.

Mittlerweile vermutet man hinter der Aktion sogar nur einen banalen Marketing-Gag, der die betroffenen Diskotheken und Clubs wieder in die Medien bringen sollte.

Meine Aufmerksamkeit haben sie jedenfalls erregt. Daher ziehe ich mir kommendes Wochenende mein blaues Ausgehhemd an und marschiere schnurstracks in die Disko, um dort ein Gläschen auf das Wahlgeheimnis zu trinken und hoffe, daß man mich nicht entlarvt!

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