© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/13 / 01. November 2013

„Euroskepsis ist eine Droge“
Rechtspopulismus: Im deutschen Blätterwald nimmt eine ebenso absurde wie substanzlose Debatte an Fahrt auf
Bernd Rademacher

Ein Gespenst geht um in der deutschen Medienlandschaft: der „Rechtspopulismus“. So richtig weiß niemand, was das eigentlich ist. Die Medien verwenden den Begriff als eine Art „Rechtsextremismus light“. Ein Rechtspopulist ist ein Rechtsextremist, dem nichts nachgewiesen werden kann. Einen Linkspopulismus gibt es überhaupt nicht. Das macht es für den einfältigen Durchschnittsbürger schwierig, Rechtspopulisten zu identifizieren. Gut, daß es „Qualitätsjournalisten“ gibt, die ihm erklären, woran er Rechtspopulisten erkennt.

Nachdem in der Vorwoche Focus Online ebenso ausufernd wie substanzlos über das Phänomen berichtet und dabei seinen Fokus auf die AfD gelegt hatte, legte nun die Zeit nach. Werner A. Perger (71), ehemaliger Stern-Reporter, warnt die FDP vor einer „populistischen Versuchung“. Denn bis zur Bundestagswahl spielte (Wortwahl beachten!) „der Rechtspopulismus – abgesehen von neonazistischen Kleinparteien – in Deutschland keine Rolle“. Doch nun könne die FDP, um wieder auf die Beine zu kommen, „dem europa- und fremdenfeindlichen Vorbild anderer liberaler Parteien folgen“, fürchtet Perger.

Also größte Vorsicht! Denn „Millionen Wutwähler“ könnten bei der Europawahl in die rechtspopulistische Falle tappen! Doch zum Glück gibt es fünf Indizien, mit denen sich „Rechtspopulisten“ verraten. Und zwar die Beschäftigung mit diesen Inhalten: 1. Staat und Steuern. 2. „die Politiker“ und deren Privilegien. 3. Brüssel und die Einmischung der EU in nationale Gesetze und Gebräuche. 4. die Zuwanderung aus den Armuts- und Krisenzonen des Südens. 5. die mit der Zuwanderung verbundene schleichende Islamisierung des christlichen Abendlandes – beziehungsweise: Achtung! – der liberalen politischen Kultur des Westens.

Also Finger weg von der Verteidigung liberaler Werte. Und bloß keine EU-Skepsis. Denn, so Perger, „Europaskepsis ist eine Einstiegsdroge“. Ob die Beschäftigung mit Kapitalismuskritik dazu führt, daß jemand Brandsätze auf Polizisten wirft, verrät Die Zeit nicht.

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