© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/13 / 08. November 2013

Zeitschriftenkritik: Flugzeug Classic
Marinejäger bei der Luftwaffe
Werner Olles

Im Zeitalter des Massentourismus sind Flugreisen selbst in entfernte Länder heutzutage für fast jedermann nicht nur erschwinglich, sondern in jeglicher Hinsicht einigermaßen problemlos. Innerhalb relativ kurzer Zeit kann man von Deutschland in die Karibik, den Fernen Osten oder nach Australien fliegen, verschiedene Zeit- und Klimazonen durchqueren, fremde Kulturen mehr oder weniger gut kennenlernen und sich dank der weltweiten Globalisierung dennoch irgendwie wie zu Hause fühlen. Das war natürlich nicht immer so, und so gehört die Geschichte der Luftfahrt auch zu den abenteuerlichsten und aufregendsten Unternehmungen, die man sich vorstellen kann.

Die monatlich erscheinende Zeitschrift Flugzeug Classic (Untertitel: „Das Magazin für Luftfahrt, Zeitgeschichte und Oldltimer“) läßt ihre Leser diese spannende Geschichte aus längst vergangenen Tagen in grandiosen Bildern und exklusiven Texten miterleben, beschreibt Flugschauen, bei denen ganze Luftflotten einfliegen und am Himmel ihre Bahn ziehen, erklärt Technik und Typengeschichte und präsentiert obendrein historische und verschollen geglaubte Filmdokumente aus dem Luftkrieg gegen Deutschland.

Die aktuelle Ausgabe (November 2013) befaßt sich in ihrem Schwerpunktthema mit Deutschlands Marinejäger Bf 109 T, der eigentlich zum Einsatz auf den geplanten Flugzeugträgern vorgesehen war. Doch aus diesen wurde bekanntlich nichts, und so standen Messerschmitts Marinejäger fortan bei der Luftwaffe im Dienst. Zwar hatte der Träger „Graf Zeppelin“ laut „Führerbefehl“ vom 1. August 1941 bis Oktober seinen Dienst aufnehmen sollen, doch wurde das Trägerprojekt nach der Niederlage von Stalingrad wieder aufgegeben, um zusätzliche Ressourcen für die Ostfront zu gewinnen. So endeten Anfang 1943 die Bauarbeiten, und die „Graf Zeppelin“, Deutschlands einziger Träger, diente fortan in Stettin in einem Seitenarm der Mönne als Ersatzteilspender. Umkonstruiert zu einem serientauglichen Bordjäger, avancierten die verhinderten Trägerflugzeuge zu Erprobungsflugzeugen, um später vor allem in Norwegen im Kampfeinsatz gegen die britische Royal Air Force als typischer Marinejäger eingesetzt zu werden.

Im Gegensatz zur Royal Air Force, die eine deutsche Großstadt nach der anderen in Schutt und Asche legte, gingen die Amerikaner auch mit gezielten Luftschlägen gegen Schlüsselindustrien wie die Kugellagerwerke in Schweinfurt und die Messerschmittwerke in Regensburg vor. Der Beitrag „Doppelschlag gegen Deutschland“ beschreibt die furchtbare Realität des Luftkrieges 1943, als die Alliierten versuchten, mit Hunderten Bombenflugzeugen durch die Zerstörung kriegsentscheidender Produktionsstätten das Deutsche Reich zu Fall zu bringen. So gingen die warmen Monate des Jahres 1943, nachdem die deutsche Seite sämtliche verfügbaren Kräfte zur Verteidigung mobilisiert hatte, nicht ohne Grund als „blutiger Sommer“ in die Annalen des Luftkrieges ein.

Kontakt: GeraMond Verlag. Infanteriestr. 11, 80797 München. Das Einzelheft kostet 5,90 Euro, das Jahresabo 63,72 Euro.

www.flugzeugclassic.de

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