© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/13 / 15. November 2013

Meldungen

Humanexperimente nicht auf NS-Ärzte beschränkt

HEIDELBERG. In seiner Studie über die „unheilige Allianz von Heilen und Töten“ stellt der Medizinhistoriker Wolfgang Eckart heraus, daß Humanexperimente keineswegs NS-Ärzten vorbehalten blieben. Erschreckend sei, „wie sorglos alle Atommächte das Humanexperiment während der Zeit des Kalten Krieges auf dem Gebiet der bakteriologischen und der Nuklearfolgenforschung praktizierten“. Zwischen 1945 und 1975 wurden an 23.000 US-Bürgern Strahlenversuche vorgenommen. „Probanden waren Soldaten, Schwangere und Schulkinder, unausgebildete oder wenig einsichtsfähige Menschen, häufig auch Afroamerikaner“, so der Direktor des Instituts für Geschichte der Medizin an der Uni Heidelberg. Nicht nur beim Militär, auch im Zivilbereich fanden Menschenversuche statt. Exemplarisch sei die „Tennessee-Vanderbilt Nutrition Study“ (1946/49): „Frauen wurden radioaktive Isotope verabreicht, um deren Wirkung auf Schwangerschaft und Föten zu studieren.“ Für eine Harvard-MIT-Studie wurden Jugendliche in einen Science Club gelockt: „Dann verabreichte man ihnen mit Isotopen angereicherte Cornflakes und Milch zum Frühstück.“ Auf britische und sowjetische Menschenversuche geht Eckart nicht näher ein (Ruperto-Carola, 2/13). (ck)

uni-heidelberg.de/rupertocarola

 

Fleisch- und Reissteuer für den Klimaschutz

UPPSALA. Die Umweltökonomin Sarah Säll hat in Uppsala ihre Dissertation über eine „Fleischsteuer“ vorgelegt. Die Schwedin warnt, der Fleischkonsum trage zum Klimawandel bei. Nitrat, Phosphat und Ammonium gelangten mit den Fäkalien in die Flüsse, was zur Überdüngung der Gewässer und zum Verlust der Artenvielfalt führe. Da der Fleischverzehr ohnehin nicht auf Null reduzierbar sei, möchte sie den Konsum auf Rinder beschränken, die auf ökologisch wertvollen Weiden gehalten werden. Obwohl die Reis- viel klimaschädlicher als die Fleischproduktion ist, konzentriert sich Säll auf die Fleischsteuer, ist aber der Idee, Reis und andere Nahrungsmittel zu besteuern, auch sehr zugetan (Natur 11/13). (ft)

www.natur.de

 

Giftcocktail in Textilien: Auskunftsrecht nutzen

DESSAU. Angesichts des Greenpeace-Tests von Badebekleidung, bei dem schädliche per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) und Weichmacher gefunden wurden, hat das Umweltbundesamt (UBA) den Verbrauchern empfohlen, ihr Auskunftsrecht stärker zu nutzen. Der Reach-Anfragegenerator erstelle aus der Artikelnummer unter dem Strichcode eine Anfrage an den Hersteller. Die bekanntesten PFC sind schädlich für die Fortpflanzung, warnt das UBA. (fis)

reach-info.de/verbraucheranfrage

greenpeace.de/themen/chemie

 

Erkenntnis

„Wir kratzen an der Oberfläche des Wissens darüber, wie das Gehirn funktioniert. Letztendlich ist jede Schlußfolgerung über Funktionen im Gehirn spekulativ.“

Tilo Kircher, Medizinprofessor und Chef der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uni Marburg

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