© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/13 / 15. November 2013

Migration als soziale Praxis: EU-Grenzregime nahezu absurd
Das Wandern ist des Westafrikaners Lust
(wm)

Nach Ansicht der Geographen Angelo Müller (Kiel) und Clemens Romankiewicz (Bayreuth), Experten für „raumbezogene Konflikt- und Migrationsforschung“, könne die Behebung wirtschaftlicher Miseren in Afrika kaum den Zuzug nach Europa eindämmen. Darauf gerichtete EU-Strategien zur „gesteuerten Migration“, die auch Elemente klassischer Entwicklungshilfe enthielten, würden „mobile Lebenspraxen“ in Nord- und Westafrika verkennen (Geographische Rundschau, 9/2013). Allein Rücküberweisungen senegalesischer Migranten in Europa überstiegen schon 2009 die Höhe der „gesamten öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit“ zwischen Senegal und der EU. Selbst markante Aufstockungen der Mittel, so suggerieren die Geographen, dürften die vor allem im bevölkerungsreichen Westafrika „traditionell hohe Mobilität“ nicht senken. Überdies verbleibe das Gros der Wanderung in der Region zwischen Nigeria und Mauretanien, Algerien und Marokko. Lediglich 15 Prozent gelangten nach Europa. Seit 2000 nehme die Zahl der Westafrikaner in der EU daher „nur“ um jährlich 100.000 Personen zu. 2010 habe man insgesamt 1,5 Millionen registriert, ein Drittel davon in Frankreich. Da ihre Wanderungen Teil ihrer „sozialen Praxis“ geworden seien, mute das EU-Grenzregime demgegenüber als „nahezu absurd“ an.

www.geographischerundschau.de

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