© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/13 / 22. November 2013

Das Energiewirtschaftsgesetz verlangt „intelligente“ Stromnetze
Bespitzeln per Zähler
Jörg Fischer

Jürgen Trittin, Sigmar Gabriel, Norbert Röttgen und Peter Altmaier – diesen Umweltministern haben die Deutschen ihre steigenden Strompreise maßgeblich zu verdanken. Das FDP-Wirtschaftsministerium wollte da nicht nachstehen: Das im Oktober novellierte Energiewirtschaftsgesetz verpflichtet nicht nur Häuslebauer, sondern auch diejenigen, die grundsanieren oder mehr als 6.000 Kilowattstunden Strom jährlich verbrauchen, dazu, teure „intelligente“ Stromzähler (Smart Meter) einzubauen.

Die Geräte „versorgen die Netzbetreiber mit wichtigen Informationen wie Strom, Spannung und Frequenz, damit diese zeitgenau Erzeugung, Netzbelastung und Verbrauch weitgehend automatisiert aufeinander abstimmen können“, schwärmt das Ministerium. Sie würden das „Verbrauchsverhalten veranschaulichen und helfen, Stromkosten zu sparen“.Daß die Spionagezähler den Energiekonzernen Einblick in die Privatsphäre verschaffen (Wer schaltet wann seine Waschmaschine oder den Herd ein?) mag angesichts der NSA-Enthüllungen von Edward Snowden nicht überraschen.

Doch selbst das Sparargument ist ein falsches Versprechen. Laut einer „Kosten-Nutzen-Analyse für einen flächendeckenden Einsatz intelligenter Zähler“ von Ernst & Young führen die Zähler für die meisten Kunden „zu unverhältnismäßig hohen Kostenbelastungen“. 89 Euro jährlich sind im Gespräch. Entsprechende EU-Pläne, bis 2022 „mindestens 80 Prozent der Zählpunkte mit intelligenten Meßsystemen auszustatten“, seien für Deutschland aber auch „gesamtwirtschaftlich nicht vorteilhaft“. Das Gutachten wurde vom Wirtschaftsministerium beauftragt – und ad acta gelegt. Die Möglichkeiten der „externen Kommunikationsanbindung“ sind einfach zu verlockend. Nach dem nackten Steuerbürger folgt nun der gläserne Stromverbraucher.

Ernst & Young-Studie zu Stromzählern: bmwi.de

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