© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/13 / 22. November 2013

DVD: Sin Nombre
Verstörende Milieustudie
Werner Olles

Ein trostloses Kaff irgendwo im mexikanisch-guatemaltekischen Grenzgebiet. Hier herrscht die MS-13, die Mara Salvatrucha, eine Bande Jugendlicher, deren Dasein aus Drogen und Gewalt besteht. Wer vollwertiges Mitglied in der Gang werden will, muß als Aufnahmeritual einen Angehörigen einer rivalisierenden Mara oder auch einen Unschuldigen töten.

In dieser Welt aus Haß, Hoffnungslosigkeit und zerstörten Träumen lebt auch Sabina Rivas (Greisy Mena), ein blutjunges Mädchen, das sich in einem Bordell als Tänzerin und Prostituierte durchschlägt. Ihr Traum ist es, in die USA zu gelangen, um dort als Sängerin Karriere zu machen. Doch die korrupte Grenzpolizei ist tief in den kriminellen Drogensumpf und Mädchenhandel verwickelt, und ihr gefälschter mexikanischer Paß wird schnell erkannt.

Als Sabina ihre Jugendliebe Jovany wiedertrifft, glimmt noch einmal Hoffnung in ihr auf. Jovany hat sich jedoch inzwischen der MS-13 angeschlossen und ist zum Mörder geworden. Im Auftrag der Drogenmafia überfällt die Mara Salvatrucha ein Camp mit Flüchtlingen und richtet ein Blutbad an, wobei ein Freund Sabinas von Jovany getötet wird. Desillusioniert kehrt sie in das Bordell zurück.

Luis Mandokis „Sin Nombre – Life Without Hope“ (2012) ist eine verstörende Milieustudie aus dem Umfeld der MS-13, der gefürchtetsten kriminellen Organisation Zentralamerikas mit Ablegern in Mexiko, Honduras, Guatemala und sogar in Kalifornien, Texas und New Mexico. Mit drastischen Bildern beschreibt der Film den Alltag der Bandenkriminalität am Schnittpunkt mit dem von Armut getriebenen und nie versiegenden Strom illegaler mittelamerikanischer Einwanderer, die auf Güterzügen über Mexiko in die Vereinigten Staaten einzuwandern versuchen.

Daß der Film die Qualität und Glaubwürdigkeit von Cary Fukunagas preisgekröntem Vorläufer „Sin Nombre – Zug der Hoffnung“ (2009) nicht erreicht, liegt vor allem daran, daß sich hintern den Szenen nackter Gewalt ein konventioneller Film verbirgt, dessen angedeutete politische Ambitionen nicht zu überzeugen vermögen. Selbst die Geschichte Sabinas, die zwar von Greisy Mena überragend gespielt wird, läßt einen seltsam unberührt.

DVD / Blu-ray: Sin Nombre – Life Without Hope. Alive/Gallep Medien 2013, Laufzeit etwa 116 Minuten

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