© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/13 / 22. November 2013

Meldungen

Erdbeben: Schwaches US-Frühwarnsystem

BERKELEY. Vor dem zwischen Los Angeles und Seattle seit langem erwarteten großen Erdbeben sollten sich die USA ein effektives Frühwarnsystem zulegen. Solange dies unter Verweis auf leere öffentliche Kassen nicht geschehe, werde ein ohne rechtzeitige Vorwarnung über die Westküste hereinbrechendes Beben der Stärke 6 bis 8 unvorstellbare Menschenopfer kosten, prognostiziert der Geologe Richard Allen, der das Seismologische Labor an der University of California leitet (Nature 10/3/13). Zwar arbeite seit kurzem das Warnsystem Shake Alert, doch fehle es an Beobachtungsstationen, das Kommunikationsnetz sei löchrig. Ungewiß sei, ob die fragmentarische Infrastruktur größeren Belastungen standhalte. Japan, das nach dem Kōbe-Beben von 1995 (Stärke 7/6.400 Tote) seine seismologische Infrastruktur aufrüstete, müsse für das mit nur 120 Millionen Dollar zu verbessernde „West Coast System“ der USA endlich Vorbild sein. (ck)

www.shakealert.org

 

Staatliche Drogenpolitik behindert Hirnforschung

LONDON. David Nutt verlor sein Amt als Chef des Beraterstabs für Drogenpolitik der Regierung von Gordon Brown, weil er 2009 in einer Studie schrieb, daß die Schäden und Risiken von Rauschgift im Vergleich mit Sport­aktivitäten, Alkohol- und Nikotinkonsum übertrieben würden. Sein neues Gefahrenranking stellt die negativen Folgen einer rigiden Drogenpolitik auf die Neurowissenschaften heraus. Wer heute mittels Cannabis, Ecstacy oder LSD Einblicke in die Mechanismen von Schizophrenie und Depression gewinnen wolle, stoße auf unüberwindliche gesetzliche Verbote. Nutt betrachtet dies als „skandalösestes Beispiel wissenschaftlicher Zensur seit Galilei“ (Nachrichten aus der Chemie, 5/13).

twitter.com/

 

Rauchen in der Therapie senkt Überlebenschance

BERLIN. Da ein Drittel der Raucher selbst nach einer Krebsdiagnose weiterraucht, versuchen Katrin Schaller und Martina Pötschke-Langer vom Krebsforschungszentrum Heidelberg Praxiswissen statistisch abschreckend aufzubereiten. Aus ihrer systematischen Literaturauswertung von Krebstherapie-Studien zwischen 1990 und 2013 geht zweifelsfrei hervor, daß Lungenkrebspatienten, die nach ihrer Diagnose weiterrauchen, schlechtere Werte bezüglich ihrer Lebensqualität aufweisen als Ex-Raucher. Werde der Sucht nach Operationen nicht widerstanden, nehmen die Chancen auf ein krebsspezifisches Überleben ab. Zudem sprechen Raucher auf viele Varianten der Chemotherapie deutlich schlechter an und benötigen stärkere Medikamentendosierungen (Deutsches Ärzteblatt, 43/13). (ft)

www.dkfz-heidelberg.de

 

Erkenntnis

„Die Reformatoren glaubten, die katholische Kirche überwunden zu haben, aber die blieb. Die Aufklärer glaubten, die Reformation überwunden zu haben, aber die Evangelische Kirche blieb. Die Ehescheidung breitete sich aus, aber es blieben bürgerliche Familien bestehen.“

Gesine Palmer, Religionsphilosophin

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