© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/13 / 29. November 2013

Genfer Kompromiß im Atomstreit mit Iran
Historische Wende
Günther Deschner

Der endgültige „Durchbruch“, die Garantie für die Beilegung des Atomstreits mit dem Iran, ist die Genfer Vereinbarung noch nicht. Zunächst ist die Annäherung zwischen dem „Westen“ und Iran nur punktuell. Doch „Genf“ ist eine historische Wendemarke, ein Signal an Teheran, daß die internationale Gemeinschaft bereit ist, die Islamische Republik zu akzeptieren – und Krieg zu vermeiden. Ohne den Kompromiß von Genf wäre es fast unvermeidlich zu einer Militäraktion gekommen. Israels Premier Netanjahu wollte sie, vorzugsweise in Zusammenarbeit mit den USA. Und vor ihrem absehbaren Zusammenbruch aufgrund der strangulierenden Sanktionen hätte vielleicht auch ein verzweifelter Iran als letzten Ausweg Krieg gewählt.

Der Genfer Kompromiß hat Zeit für eine gewaltlose Lösung gewonnen: Irans Atomprogramm wird nicht zerstört, wie von Netanjahu gefordert, auch nicht eingefroren, sondern – überraschend streng – lediglich begrenzt. Wie es nach der Übergangszeit von sechs Monaten weitergeht, wenn eine länger anhaltende Vereinbarung getroffen werden soll, ist offen. Doch „Genf“ ist eine realistische Basis, auf der eine dauerhafte Lösung aufbauen kann. Grund zur Hoffnung hat auch Präsident Obama. Einen weiteren Nahost-Krieg hätte er dem amerikanischen Volk und seinem Haushalt nicht zumuten können, weder in Syrien noch gegen Iran.

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