© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/13 / 29. November 2013

Mit guter Schreibe und als Mutter
Laudatio I: Andreas Unterberger über Birgit Kelle
Andreas Unterberger

Birgit Kelle steht heute für den ganzen deutschsprachigen Raum an der Spitze einer ganz zentralen Auseinandersetzung. Nämlich jener mit der Diktatur des immer aggressiver werdenden Feminismus, nicht nur seinen Dummheiten, sondern auch den Schäden, die er anrichtet.

Anfangs haben sich viele sprachsensible Männer wie Frauen bloß über die Verhunzung der Sprache amüsiert, über das Binnen-I, über das Elter, über die Mitglieder und Mitgliederinnen, über die Bürgerinnenmeisterinnen. Aber auch da wäre schon ein „Aus mit lustig“ am Platz gewesen. Dann kam die Quotendiskussion mit zahllosen verlogenen Aussagen. Wenn der Vorsitzende eines fast rein männlich geführten Konzerns in Interviews für Quoten plädiert, kann das ja nur noch als verlogen bezeichnet werden. Dazu kommt, daß solche Quoten ja erst recht frauenfeindlich sind, wie Kelle so scharf aufzeigt: Wer soll denn dann noch eine Frau in Spitzenfunktionen ernst nehmen, wenn Männer wie Frauen sie hinter ihrem Rücken als Quotenfrau abtun können?

Gleichzeitig trommelte die ständige Behauptung der dramatisch ungleichen Bezahlung der quantitativ wie qualitativ gleichen Arbeit von Männern und Frauen auf uns ein. Und wieder reagierten viele Männer in ihrer Unbedarftheit schuldbewußt, ohne zu durchschauen, wie sehr da Äpfel mit Birnen, nein geradezu mit faulen Bananen verglichen werden. Wenn das, was da die Linken und Feministen behaupten, nämlich wirklich wahr wäre, dann wäre ja jeder Unternehmer grenzdebil, der sich nicht durch Beschäftigung von Frauen einen 20-, 25-, ja 27prozentigen Vorteil gegenüber der Konkurrenz verschafft und dicke kapitalistische Gewinne scheffelt.

Dennoch schien gegen viele dieser und anderer unsinniger Behauptungen der Feministinnen kein Kraut gewachsen bis Frauen selbst die Dinge in die Hand genommen haben.

Birgit Kelle ist nicht nur wegen ihrer brillanten Schreibe so wirksam: Es war vor allem dringend notwendig, daß endlich auch Mütter das Wort ergreifen. Denn sie waren ja von den vielen kinderlosen Frauen als Geiseln genommen worden. Die Kinderlosen hatten die Frauen mit Kindern, vor allem jene mit mehreren Kindern instrumentalisiert, um ihre eigenen Karriere-Anliegen vorantreiben zu können.

Mütter haben aber viel weniger Zeit. Daher findet man sie viel seltener in Redaktionsstuben oder bei Parteiversammlungen. Dort trifft man fast immer nur die Singlefrauen oder ein paar, die dann mit 40 auch schnell noch ein Kind anschaffen, weil das geht ja mit links, weil das kann man eh gleich wieder abgeben. Diese Frauen dominieren aber in sehr vielen Medien und Parteien heute die Familien- und Gender-Themen. In Österreich etwa haben Journalistinnen im Schnitt 0,6 Kinder, also nicht einmal die Hälfte des ohnedies viel zu niedrigen nationalen Schnitts. Daher wäre logisch: Wenn schon Quote, dann nur für Frauen mit Kindern.

Gerade in Tagen, da Koalitionsverhandlungen katastrophale Vorzeichen für Familien bedeuten, wo Familienförderungen gekürzt, Kindergarten-ausgaben stark erhöht werden, wo Quoten eingeführt werden, wo von der Familien- bis zur Schulpolitik die Weichen gestellt werden Richtung Verstaatlichung, Gleichschaltung und Bevormundung statt Freiheit, Vielfalt und Wahlmöglichkeit, da brauchen wir nichts dringender, als solche ermutigenden Persönlichkeiten wie Birgit Kelle.

 

Andreas Unterberger war Chefredakteur der Presse und der Wiener Zeitung. Heute ist er Österreichs erfolgreichster Polit-Blogger.

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