© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/13 / 29. November 2013

Frisch gepresst

Wahl & Regierung. Wer verstehen will, welche Mechanismen bei den Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD das Wirken der Verhandlungspartner bestimmen, sollte zu dem erhellenden Buch „Das deutsche Politikroulette“ greifen. Darin geht der frühere FAZ-Politikredakteur Georg Paul Hefty der Frage nach, wie eine Regierung in Deutschland eigentlich zustande kommt. Mit dem weitverbreiteten Mißverständnis, daß die Wähler darauf entscheidenden Einfluß hätten, räumt er gleich zu Beginn auf. Mit dem Stimmzettel, so Heftys Erkenntnis, geben die Bürger auch gleich jeden Einfluß auf das politische Geschehen bis zum nächsten Urnengang an die Politiker ab. Nach der Wahl spielen vorher vertretene inhaltliche Positionen der Parteien dann nur noch eine untergeordnete Rolle. Nun bestimmt der unberechenbare Machtkampf der Parteifunktionäre das Geschehen und das Ergebnis. Heftys Fazit ist daher ernüchternd: „Der Wähler kann nur hoffen, daß irgend etwas von dem Wirklichkeit wird, was er sich von seiner Wahlbeteiligung erwartet hat.“ (ms)

Georg Paul Hefty: Das deutsche Politikroulette. Bürgerwille – Parteienziele – Kandidaten – Koalitionen. Olzog-Verlag, München 2013, broschiert, 192 Seiten, 19,90 Euro

 

Alzheimer. Die Literatur für Angehörige von Alzheimer-Erkrankten ist inzwischen kaum zu überschauen. Insoweit spiegelt das viele Papier auch die demographische Virulenz des Themas, das nicht nur das alternde deutsche Volk vor große Herausforderungen stellt. Unter diesen Veröffentlichungen sticht jedoch das gut gegliederte, bedachtsam formulierte, keine falschen Hoffnungen auf schnelle medizinische „Durchbrüche“ weckende, also im besten Sinne seriöse Werk der beiden in Montreal lehrenden Neurologen Judes Poirier und Serge Gauthier in markanter Weise heraus. Sie schildern, für medizinische Laien verständlich, die offenbar weitgehend genetisch determinierten hirnphysiologischen Fehlentwicklungen, die zur Alzheimer-Demenz führen, werfen einen Blick auf die 100jährige Geschichte der Alzheimer-Forschung und deren Perspektiven, beschreiben die langwierigen Krankheitsverläufe, geben Hinweise zur freilich nur bedingt möglichen Prävention und informieren die Angehörigen über die begrenzten Behandlungsmethoden und Verhaltensregeln für die häusliche Pflege. (wm)

Judes Poirier, Serge Gauthier: Ich habe mich selbst verloren. Die 7 Phasen bei Alzheimer. Kösel-Verlag, München 2013, gebunden, 191 Seiten, Abbildungen, 17,99 Euro

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