© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/13 / 13. Dezember 2013

Dominik Wullers. Der Offizier sorgte mit einer Philippika in der „Zeit“ für Wirbel
Hauptmann Klartext
Larsen Kempf

Ich habe es satt! Was glaubt ihr eigentlich, wer wir sind?“ schnaubt Dominik Wullers. Mit einer gehörigen Portion Wut hat der frischgebackene Hauptmann in die Tasten gegriffen und für die Zeit einen Artikel verfaßt, der erhebliche Leserreaktionen provoziert hat. „Beschimpfungen, Haßmails und Hausverbot in Schulen. Immer wieder bin ich mit Beleidigungen, dummen Sprüchen und Diskriminierungen konfrontiert“, klagt der farbige Bundeswehrsoldat darin, „aber nicht weil ich halb schwarz – sondern weil ich Offizier bin!“

Wullers wagt auszusprechen, was viele Soldaten drückt. Sein Beitrag ist ein Aufschrei: authentisch und betroffen. Gegen eine Gesellschaft, der es egal ist, wie ihre Soldaten von Teilen der Öffentlichkeit behandelt werden: „Es sei ein Skandal, daß niemand den Soldaten beispringt!“ Und Wullers setzt noch einen drauf: „Das Schlimmste aber ist, daß sich die Bundeswehr gegen all das nicht wehrt. Aber ich wehre mich!“ Die Worte atmen ein wenig der kernig-klaren Gefechtsfeldatmosphäre, die das Soldatische prägt.

Mit Stolz betont der 29jährige, als Soldat Deutschland zu dienen, Recht und Freiheit des deutschen Volkes zu verteidigen. Dafür erwarte er eine positive Haltung der Gesellschaft zur Truppe, schließlich stehe hinter jedem Einsatz eine Bundestagsmehrheit. Anerkennung sei keine Glorifizierung, wohl aber ein Mindestmaß an Respekt.

Der Trotz des Artikels, das rebellische Naturell scheint Wullers angeboren. Er gibt zu, in der Schule „eine Zumutung“ für die Lehrer gewesen und nur aus Abenteuerlust und Renitenz gegen den Pazifismus seiner Eltern den Streitkräften beigetreten zu sein. „Aber die Bundeswehr hat mir viel gegeben. Ehrgeiz, Disziplin – und ein Vaterland.“

Wullers wurde 1984 als Sohn einer Deutschen und eines Afrikaners in Westfalen geboren. Nach Wehrdienst bei der Flugabwehr diente er in der Truppe für psychologische Kriegsführung. Inzwischen ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Bundeswehruniversität in Hamburg.

Es scheint, als ob ihm sein Medienerfolg inzwischen etwas über den Kopf wächst. Seine Ehrlichkeit und Bereitschaft zum Disput wird offenbar kaum honoriert. Rekapituliert man die Reaktionen in den Kommentarspalten des Artikels, fallen die vielen häßlichen Repliken auf. „War kaum anders zu erwarten“, mag Wullers gebrummt haben.

Den Widerspruch auszuhalten stellt ihn vor eine Herausforderung. Um so mehr als Wullers auch für den Verein „Deutscher Soldat“ spricht, dessen Vize-Vorsitzender er ist. Der 2011 gegründete Verein versammelt vor allem Offiziere mit ausländischer Abstammung, will sich für Integration stark machen. Wullers Beitrag zeigt, daß damit vielleicht gar nicht die von Einwanderern in die Bundeswehr, sondern die der Soldaten in unsere Gesellschaft gemeint sein könnte.

www.deutschersoldat.de

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