© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/13 / 13. Dezember 2013

Knapp daneben
Armut schützt die Ehe
Karl Heinzen

Vor vier Jahren knackte der Arbeitslose Les Scadding gemeinsam mit seiner Frau Samantha den britischen Jackpot und strich 50 Millionen Euro als Gewinn ein. Nun hat das vom Spielglück gesegnete Ehepaar seine Scheidung bekanntgegeben. Dies müßte die an Trennungsdramen der Reichen und Schönen gewöhnte Öffentlichkeit nicht weiter interessieren, wenn es in den vergangenen Monaten nicht weitere Vorfälle gegeben hätte, die auf einen „Lotto-Fluch“ hindeuten. So haben Angela und Dave Dawes, die 2011 115 Millionen Euro gewannen, ebenfalls die eheliche Gemeinschaft aufgekündigt. Und auch Adrian und Gillian Bayford, denen die Investition in einen Lottoschein 2012 gar einen Ertrag von 190 Millionen Euro bescherte, gehen heute getrennte Wege.

Der Zusammenhang zwischen märchenhaftem Gewinn und Scheitern der Ehe ist in diesen Fällen wohl nicht von der Hand zu weisen. Von einem Fluch könnte aber nur dann gesprochen werden, wenn die betroffenen Personen nun unglücklicher wären als zuvor. Da alle Scheidungen aus freien Stücken erfolgten, dürfte das Gegenteil zutreffen.

Das so gerne bemühte Trostpflaster für Arme, Reichtum mache schließlich nicht glücklich, ist abwegig.

Nicht minder abwegig ist das so gerne zur seelischen Verarztung der Armen bemühte Trostpflaster, daß Reichtum angeblich nicht glücklich mache. Eher bestätigen auch diese drei Beispiele, daß Geld allein dem Menschen Freiheit und Unabhängigkeit bescheren kann.

Eine Ehe basiert darauf, daß Mann und Frau sich zurücknehmen. Materielle Zwänge bieten eine gute Grundlage dafür, daß keiner so leicht auf falsche Gedanken kommt. Wer die Institution der Ehe für schützenswerter hält als den Egoismus des einzelnen, wird daher alles daransetzen müssen, daß kein ausufernder Wohlstand die Partner in Versuchung führt, sich selbst zu verwirklichen. In diese Richtung zielt die Diskussion, das überkommene Ehegattensplitting aufzugeben. Sicherlich würde sie schnell zum gewünschten Ergebnis führen, wenn davon nicht auch eingetragene Lebenspartnerschaften betroffen wären. Eben erst wurden sie Ehen steuerrechtlich gleichgestellt. Das Ende der Diskriminierung wäre wertlos, wenn sie davon nichts hätten.

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