© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  02/14 / 03. Januar 2014

Schwarz-grüne Koalition in Hessen
Zwangsheirat
Christian Schreiber

Nun wollen es CDU und Grüne gemeinsam wagen. In Hessen gehen sie die erste Koalition in einem Flächenland ein. Es klingt abstrus, wenn die beiden Spitzenkandidaten Volker Bouffier und Tarek Al-Wazir jetzt behaupten, es habe große inhaltliche Übereinstimmungen gegeben. Nirgendwo sonst als in Hessen galt die CDU über Jahrzehnte als besonders konservativ und die Grünen als besonders fundamentalistisch.

Es ist gerade etwas mehr als ein Jahrzehnt her, daß die Union dort eine scharfe Kampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft geführt hat und Tarek Al-Wazir während einer Plenarsitzung als „Student aus Sanaa“ verspottete. Davon ist heute nichts mehr zu hören, im Gegenteil. Der Drang zu den Futtertrögen hat die beiden Ex-Feinde zur Partnerschaft gezwungen. Die CDU zeigt, daß sie auch ohne SPD oder FDP koalieren kann. Die Grünen zeigen, daß sie nicht auf die Sozialdemokraten angewiesen sind. Sie sind die Gewinner des hessischen Machtpokers, können künftig mit breiter Brust in künftige Koalitionsverhandlungen gehen.

Der große Verlierer heißt übrigens FDP. Als langjähriger treuer Koalitionspartner wurde sie von Kanzlerin Angela Merkel nicht nur aus dem Bundestag gedrängt, mit dem schwarz-grünen Projekt in Hessen wird ein liberales Comeback zudem sehr unwahrscheinlich.

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