© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  02/14 / 03. Januar 2014

Umbenennung des Wernher-von-Braun-Gymnasiums
Ein Fehler
Ronald Gläser

Das Wernher-von-Braun-Gymnasium in Friedberg wird wohl umbenannt werden. Vielleicht heißt es schon bald Nelson-Mandela-Schule. Wieder radieren die Deutschen einen Teil ihrer Geschichte aus, weil sie mit der NS-Vergangenheit hadern. Wie meinte Henryk M. Broder: „Der Widerstand gegen Hitler wird um so größer, je länger der Mann tot ist.“

Der Namensgeber war einer der wichtigsten Erfinder des 20. Jahrhunderts. Was bedeutet dagegen seine opportunistische Rolle im Krieg? Seine Gegner legen ihm die 20.000 Toten zur Last, die im KZ Mittelbau-Dora umgekommen sind. Ihre Behandlung war unseres Landes unwürdig und ihr Schicksal schrecklich. Nach dem Krieg wurden mehrere Prozesse gegen SS-Leute aus dem Lager geführt und entsprechende Urteile gefällt. Von Braun hatte damit wenig zu tun. Er war Techniker, kein Lagerkommandant. Er ist ungefähr so verantwortlich für diese Toten wie Albert Einstein für die Toten von Hiroshima, schließlich hatte der ja Präsident Roosevelt aufgefordert, die Atombombe entwickeln zu lassen. Wernher von Braun war maßgeblich an der Entwicklung der Raumfahrt beteiligt. Sein Foto zierte das Time Magazine („Der Raketenmann“), er genoß höchstes Ansehen in der ganzen Welt. Sein größter Erfolg waren natürlich die bemannten Mondflüge. Das alles darf nicht in Vergessenheit geraten. Deshalb wäre die Ächtung seines Namens falsch.

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