© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/14 / 10. Januar 2014

Al-Qaida-Kämpfer gewinnen in Syrien und dem Irak an Boden
Quittung für den Westen
Günther Deschner

Unter Syriens Aufständischen hat die al-Qaida-nahe ISIS „Islamischer Staat im Irak und Syrien“ die Oberhand gewonnen. Mit der Besetzung Falludschas hat sie nun auch im Irak den Bürgerkrieg begonnen. Nuri al-Maliki, der schiitische Ministerpräsident in Bagdad, der das sunnitische Drittel des Irak seit Jahren schikaniert, reagiert mit Jagdbombern und Raketen. Den Sunniten fiel es seit Saddams Sturz schwer, sich damit abzufinden, daß sie nach 400 Jahren osmanischer Herrschaft und 70 Jahren irakischer Unabhängigkeit nicht mehr „Staatsvolk“, sondern seit den von den USA erzwungenen Wahlen schiitischer Herrschaft unterworfen sind.

Dabei hätte es Irak, Syrien und andere Nahost-Staaten nach dem „Selbstbestimmungsrecht der Völker“ so nie geben dürfen. Sie wurden von den Siegern des Ersten Weltkriegs bösartig oder blind konstruiert – aus Regionen, Kulturen, Konfessionen, die historisch und faktisch nicht zusammengehörten. Die betroffenen Menschen wurden nicht gefragt. Wer immer in diesen nahöstlichen Konstrukten regierte, mußte irgendwann zu Gewalt greifen oder kam gewaltsam um. Insofern hätte man Saddam auch im Amt lassen können, wo er war, denn die amerikanische Besetzung hat, abgesehen von der Autonomie der irakischen Kurden, nichts bewirkt. Sie war völkerrechtswidrig und – noch schlimmer – perspektivlos und dumm.

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