© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/14 / 10. Januar 2014

Leserbriefe

Zu: „‘Deutschland war nicht der Schurke’“, im Gespäch mit Christopher Clark, JF 2/14

Das darf doch nicht wahr sein!

Ungeheuerliches ist geschehen! Ein Geschichtsprofessor an der Universität Cambridge hat es gewagt, den Deutschen die Hauptschuld am Ausbruch des Ersten Weltkrieges abzusprechen. Das darf doch wohl nicht wahr sein! Wo bleibt hierzulande der Aufschrei? Wir wollen uns doch, verdammt nochmal, unseren sorgsam gehegten Alleinschuldkomplex nicht so mir nichts, dir nichts nehmen lassen. Schließlich haben wir uns seit Generationen permanent bei aller Welt dafür entschuldigt, den Ersten Weltkrieg vom Zaun gebrochen und durch diese sogenannte Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts ganz Europa ins Unglück gestürzt zu haben. Am Ende wäre das womöglich gar nicht nötig gewesen. Wie stehen wir nun da? Jetzt ist die deutsche Historikerzunft gefordert und aufgerufen, diesen Relativierer in die Schranken zu weisen und unser lädiertes Geschichtsbild wieder in politisch korrekter Weise zurechtzurücken. Immerhin bleibt ein Trost: die Alleinschuld am Ausbruck des Zweiten Weltkriegs wird uns hoffentlich niemand so schnell nehmen können.

Herbert Beer, Köln

 

Geschichtsmächtige Grundlegung

Welch weitreichende Rolle die Kriegsschuldthese bei den Zwei-plus-Vier-Verhandlungen 1989/90 spielte, geht aus den Akten des Auswärtigen Amtes hervor. Demnach verband der amerikanische Außenminister James Baker am 29. November 1989 die Zustimmung der USA zur deutschen Vereinigung mit der Anerkennung der Oder-Neiße-Linie, weil Deutschland zweimal einen Weltkrieg angezettelt habe. Für die UdSSR erklärte Valentin Falin Anfang Juli 1990 in bezug auf den Zweiten Weltkrieg, daß Deutschland nicht von den Verpflichtungen befreit werden könne, „die es als Verursacher des Krieges nach Logik der Dinge tragen müßte“. Kohl wollte nämlich, daß erst nach der Wiedervereinigung Verhandlungen zur Oder-Neiße-Linie von einer gesamtdeutschen Regierung geführt würden. Dies wurde unter anderem von Mitterrand mit der Bemerkung zurückgewiesen, daß „ein Deutschland mit 80 Millionen immer die latente Forderung in sich berge nach Schlesien, Pommern, Masuren, Sudetendeutschland und der Tschechoslowakei“.

Dr. Roland Mackert, Sachsenheim

 

 

Zu: „Ohne große Opposition“ von Dieter Stein, JF 52/13-1/14

Zeit für Taten, nicht für Debatten

Ich finde die PKW-Maut überhaupt nicht schwachsinnig, und Herr Seehofer ist auch keinesfalls größenwahnsinnig. Es kann nicht sein, daß ausländische Autofahrer bei uns die Autobahnen gratis benutzen, während die Deutschen im Ausland ein Pickerl kaufen müssen. In Österreich muß man für diverse Tunnel noch extra bezahlen.

Im übrigen finde ich den neuen Untertitel „Wochenzeitung für Debatte“ nicht sehr gut. Besser als debattieren sind Taten, geschwafelt wird genug!

Lothar Runge, Falkensee

 

Beleidigung statt Differenzierung

Auch als bayerischer AfD-Wähler bewahre ich mir ein Quentchen Patriotismus, sei es königlicher, fußballerischer oder landespolitischer Art. Deshalb streift mich die sprachliche Schärfe („schwachsinnige Maut“, „der größenwahnsinnige CSU-Vorsitzende“) Ihres sonst so geschätzten Chefredakteurs, ja beleidigt die Mehrheit unserer Wähler, die sich der ADAC-Meinung nicht anschließen und für eine Maut sind. Warum? Ein Österreicher fährt auf der Autobahn von Passau nach Flensburg und zurück über 2.000 Kilometer und zahlt dafür, die Benzinsteuer ausgenommen, nichts. Ein Bayer fährt 6 Kilometer von Kiefersfelden nach Kufstein-Süd und nach elf Tagen wieder zurück und bezahlt dafür 15,40 Euro. Diese europäische Ungleichheit ist so nicht hinzunehmen, das sollte die JUNGE FREIHEIT differenzierter betrachten.

Paul Köllnberger, Ruderting

 

 

Zu: „Visa-Abkommen zwischen EU und Türkei / Linsengericht“ von Michael Paulwitz, JF 52/13-1/14

Vorweggenommener EU-Beitritt

Dieses Abkommen gleicht einem in Teilen vorweggenommenen EU-Beitritt. Als dessen Folge ist ein unvergleichlich höherer Zustrom überwiegend bildungsferner und ihren Traditionen verhafteter Türken zu erwarten, die am Ende unsere Sozialsysteme sprengen werden. Offenbar wird genau das, die finanzielle Ausblutung Deutschlands, von den Initiatoren dieses Abkommens angestrebt.

Gisela Recki, Troisdorf

 

 

Zu: „‘Es schreit zum Himmel!’“, im Gespräch mit Dionysius Jean Kawak & „‘Von Syrien aus wurde die Welt evangelisiert’“, im Gespräch mit Markus Rode, JF 52/13-1/14

Kein Bild und kein Wort, nirgends

Ja, es schreit zum Himmel, wie in muslimischen Ländern mit Christen umgegangen wird. Europa mit seinen „C“-Politikern der angeblich christlichen Parteien schweigen. In Syrien, Wiege des heutigen Christentums, sind Christen nun Freiwild, werden ermordet durch „Befreier“.

Das „Bild des Jahres“ oder „zum neuen Jahrhundert“ wäre vielleicht das der erdrosselten Christen mit dem Kreuz im Hals. Zu solchen Grausamkeiten ist bezeichnenderweise kein Protest bei hiesigen Politikern zu hören, die wohl über Frosch und Maus ihre schützende Hand halten, aber bei verfolgten und ermordeten Christen Blindekuh sind. Wo sind hier die Proteste der multikulturellen Fürsprecher, wenn es um Schikanen und Diskriminierung von Christen in islamischen Ländern geht? Auch in den all den Medien ist nicht ein einziges Wort oder Bild von den begangenen Grausamkeiten zu sehen.

Für verfolgte Christen in vielen muslimischen Ländern gelten gerade heute die Worte Jesu: „Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wohin er sein Haupt lege“ (Lukas 9,58). Wann läuten hier endlich die Glocken von den Türmen zum Protest aller christlichen Kirchen wegen der weltweiten Christenverfolgung?

Gerd Müller, Frankenthal

 

Nicht Syrer, sondern Christen

Der Bürgerkrieg zeigt, daß es „den“ Syrer nicht gibt. Vielmehr gebührt unsere Hilfe an erster Stelle den aramäischen und arabischen Christen, die in Deutschland Zuflucht finden sollten, weil sie sich leichter integrieren als die Moslems. An zweiter Stelle sollten wir auch den Alawiten, Drusen, Kurden und Schiiten helfen, am allerwenigsten jedoch den sunnitischen Syrern. Diese sind die eigentlichen „Rebellen“ und für diesen Bürgerkrieg verantwortlich. Finanziert von Saudi-Arabien und Katar wollen sie einen Scharia-Staat errichten, doch der dumme Westen glaubt noch immer an eine moslemische Demokratie.

Dr. Hans E. Müller, Braunschweig

 

 

Zu: „Nachhutgefecht im Krippenkrieg“ von Jürgen Liminski, JF 52/13-1/14

Je schlechter, desto mehr Kinder

Sie berichten, das Max-Planck-Institut für demographische Forschung in Rostock führe die niedrige Geburtenrate in Deutschland auf die geringe Zahl von Krippenplätzen zurück. Wenn das stimmte, hätte die Zahl nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs am niedrigsten sein müssen, denn damals gab es gar keine solchen Einrichtungen. Die Erklärung hierfür ist ganz einfach, ein Naturgesetz: Je gefährdeter eine Art ist, desto stärker vermehrt sie sich. Was für das Tierreich gilt, gilt auch für den Menschen. Je schlechter die sozialen Verhältnisse sind, in denen er lebt, desto mehr Kinder zeugt er, wie das Beispiel Schwarzafrika zeigt.

Dr. med. Karl-Heinz Gebhardt, Karlsruhe

 

 

Zu: „Ökologische Mäntelchen“ von Heiko Urbanzyk, JF 52/13-1/14

Der Speicher ist nicht groß genug

Ihr Autor macht es sich etwas zu einfach, die Nachtspeicherheizung mit Blick auf die Photovoltaik in Sommermonaten ad absurdum zu führen. Tatsache ist doch, daß die deutsche Stromerzeugung auch im Winter gelegentlich Nachbarländer bitten muß, kostenlos (oder sogar mit Zuzahlung) Überschüsse abzunehmen. Der Wind bläst nun mal in der kalten Jahreszeit besonders kräftig in unsere Spargellandschaften. Der gravierendste Schwachpunkt der Energiewende ist doch der Mangel an Stromspeichermöglichkeiten.

Die 1,4 Millionen Haushalte mit Nachtspeicherheizungsanlagen könnten ganz einfach ohne zusätzliche „intelligente Steuerung“ eingesetzt werden, im Winter Stromspitzen abzufangen. Die Stromversorger brauchten dann nur den Schalter auf Niedertarif für diese Haushalte (normalerweise ab 22 Uhr) auch schon tagsüber bei Bedarf umzulegen. Gegebenfalls muß der einzelne Haushalt die Aufladezeit dann neu regeln.

Prof. Dr.-Ing. Hans Rüffer, Hemmingen

 

Heizstrom mit den Überschüssen

Seit 35 Jahren heize ich mit Strom und betreibe so meine Stromwärme-Öfen im gesamten Haus. Diese lassen sich durch manuelle Einstellungsmöglichkeiten bestens regulieren und werden außerdem durch einen außenliegenden Witterungsfühler bei Bedarf nachgeladen. Die Bezeichnung Nachtstrom ist irreführend, da das Nachladen auch am Tage geschieht.

Solange unsere gesamte Strommenge aus fossilen und ökologisch produzierten Anteilen besteht, ist die Verwendung von Heizstrom kein Nachteil, zumal wir in Deutschland erhebliche Überschüsse haben. Wichtig ist aber auch ein Preisstopp auf zehn Jahre, der – wie jetzt auch die Politik erkennt – für die privaten Haushalte um 35 Prozent zu hoch berechnet ist.

Hans Peter Wienand, Rödinghausen

 

 

Zu: „Das Pisa-Paradox“ von Michael Paulwitz, JF 51/13

Systematische Karriere

Seien Sie versichert, daß auch die zuständigen Bildungs- und Innenpolitiker die beschriebenen Zusammenhänge der Misere erkannt haben. Sie haben aber auch erkannt, daß sie in diesem Land Karriere machen, wenn sie an Jahrzehnte andauernden diversen Verblödungskampagnen zum Schaden unseres Landes systematisch mitwirken.

Werner Ziegler, Berlin

 

 

Zu: „‘Die Angst vor dem Zeitgeist’“, im Gespräch mit Holger Zastrow, JF 51/13

Versäumnisse unterschlagen

Holger Zastrow meinte in dem Interview: „Wenn Herr Lucke die Gefahr einer Unterwanderung durch die NPD einfach als ‘lächerlich’ abtut, ist das für mich kein verantwortungsvoller Umgang mit dem Problem.“ Zastrow unterschlägt damit die Verantwortung für das Erstarken der Rechtsextremisten, welche die etablierten Parteien selbst tragen. Denn diese waren und sind es, die durch die ideologische Tabuisierung vitaler Themen, wie zum Beispiel jedweder Kritik an der „Euro-Rettung“, der extremen Rechten das Material schenkten, aus dem diese ihr Kapital schlägt. Eigentlich wäre die Kritik an der exorbitant teuren Euro-Rettungspolitik doch das natürliche Thema der FDP gewesen. Stattdessen schloß sie sich – alles andere als liberal – einem Kartell an, das dieses zentrale Thema tabuisierte. Im Grunde müßten alle demokratischen Parteien der AfD dankbar sein, daß sie ein Thema aufgriff und sachgerecht moderiert, welches sonst völlig der undemokratischen Rechten überlassen (und von dieser zweifellos weidlich genutzt) worden wäre.

Dr. Steffen Hein, Bad Aibling

 

 

Zu: „Hauptmann Klartext“ von Larsen Kempf, JF 51/13

Das Band ist zerschnitten

Da den Bürgern nicht klar ist, was die Bundeswehr im Ausland zu suchen hat, werden sich in der Öffentlichkeit weder Interesse noch Respekt für sie wecken lassen. Daß dort das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes verteidigt werden, sorgte schon zu Strucks Zeiten für Heiterkeit. Zudem wurde mit der Aussetzung der Wehrpflicht ein Band zwischen der Bundeswehr und der Gesellschaft zerschnitten. Was die Armee künftig irgendwo auf dem Globus treibt, betrachtet der Bürger mit Mißtrauen und als unnötige Geldverschwendung. Da wird die Truppe zum nicht notwendigen Übel. Was „die Bundeswehr“ dazu sagt, muß der Herr Hauptmann sie schon selber fragen. Aber vielleicht wird ja unter Frau von der Leyen alles besser.

Bezeichnend ist übrigens das Bild auf Seite 12: während die Somalier ihre Fahnen gehißt haben, fummelt der EU-Soldat noch an der Leine der EU-Fahne.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: „Von Kennedy gelernt“ von Thorsten Hinz, JF 51/13

Acht Wochen vor der Geschichte

Der „dynamische, vitale Tatmensch“ Willy Brandt präsentierte sich nicht nur „hinter den Kulissen“ anders. Mehr noch als die bissige Bemerkung seines Fraktionsvorsitzenden Herbert Wehner („Der Herr badet gern lau“) spricht dafür die Ostpolitik, die heute nicht selten in einen Zusammenhang mit der Wiedervereinigung gebracht oder gar als ihre Voraussetzung angesehen wird. Denn im Widerspruch dazu stehen Brandts öffentliche Auftritte, in denen er diejenigen, die an einer Wiedervereinigung festhielten, bezichtigte, einer „Lebenslüge“ anzuhängen, beispielsweise in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau am 15. September 1989 (Quelle: Deutschland-Journal – Jahresausgabe 2013, Seite 94). Dieses Diktum Brandts, geäußert nur acht Wochen vor dem Zusammenbruch der DDR, ist für jemanden, der heute so gern als Patriot bezeichnet wird, doch eine erstaunliche Einschätzung.

Arno Guischard, Schwarme

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Identität zum Schleuderpreis“, JF 50/13

Woanders wird es Bigamie genannt

Die Entsprechung im Ehe- und Familienrecht zur doppelten Staatsbürgerschaft ist die Bigamie.

Eggert Schoeniger, Bad Schwartau

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