© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/14 / 10. Januar 2014

Nur für Schöne
Datingplattform „Beautiful people“: Ein Eliteclub, wo die Mitglieder die Türsteher sind
Bente Holling

Achtung, Warnhinweis! Wenn Sie „Antidiskriminierungsbeauftragte/r“ sind und/oder der Aussage zustimmen „Alle Menschen sind gleich“, sollten Sie den nachfolgenden Bericht nicht lesen. Er könnte Ihren Kreislauf gefährden! Denn die Internet-Partnerbörse „Beautifulpeople.com“ ist garantiert das Diskriminierendste, was Sie je gesehen haben.

Weniger Attraktive können sich anderswo bewerben

Hier kommen nicht alle rein! Hier darf nur teilnehmen, wer schön genug ist. Ein exklusiver Kreis der biologischen Elite – „Rassismusforscher“ sollten spätestens jetzt nach dem Staatsanwalt rufen. Werden schon lokale Mißwahlen als „herabwürdigende Fleischbeschau“ kritisiert, geht es hier noch „benachteiligender“ zu: Die Online-Gemeinde der angemeldeten Teilnehmer entscheidet mit einem Abstimmungsmenü aus vier Bewertungspunkten (von „beautiful“ bis „absolutely not“) über das Schicksal der Neuanwärter. Wer nicht schön genug ist, wird „ausgegrenzt“.

Wenn irgendwo das Lieblingsschmähwort aller Egalitarismus-Apostel „biologistisch“ zutrifft, dann hier! Dahinter steckt jedoch nicht Thilo Sarrazin, sondern ein Marketingkonsortium von CNN, BBC, New York Times, Washington Post und dem Modemagazin Vogue. Der Werbeslogan: „Online dating for beautiful people only“. Ist das nicht mindestens „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ oder so? Mehr als 17.500 „strukturellen Rassisten“ auf Facebook gefällt das auch noch!

Was haben die Macher zu ihrer Entschuldigung vorzubringen? Nichts. Sie sind sogar noch stolz darauf! Auf der Netzseite heißt es: „In unserer durch die Basis selektierten Gemeinschaft sind alle attraktiv. So müssen Online-Partnersuchende sich nicht mehr durch Tausende unschöner Profile quälen.“ Sie beschreiben ihren Dienst als „Elite-Club, wo die Mitglieder die Türsteher sind“.

Man nennt das Verfahren gar „demokratisch“. Denn „Beautiful People schreibt keinen Schönheitsbegriff vor, sondern gibt eine exakte Abbildung des Schönheitsideals der Gesellschaft wieder“. Wie kann man so verantwortungslos sein? Man weiß doch, was passiert, wenn „das Volk“ oder gar die unzuverlässige „Mitte der Gesellschaft“ abstimmen darf. Ja, haben denn die ganzen volkspädagogischen Kampagnen zur Gleichstellung nichts gefruchtet?

Damit nicht genug, werden die Aspiranten auch noch grundsätzlich von Mitgliedern des anderen Geschlechts bewertet. Ein #aufschrei wäre da das Mindeste. Zudem gibt es bei der Geschlechtsangabe nur zwei Wahlmöglichkeiten – nur männlich und weiblich! Abertausende „Transgender“-Personen werden dadurch von der Partnersuche ausgeschlossen.

Die elitäre Abgrenzung gilt nicht nur für das Internet: Das Portal wirbt mit dem Zusatznutzen, daß die Mitglieder zu Festen und Veranstaltungen eingeladen werden sowie Zugang zu Gästelisten und begehrten Clublokalen erhalten, von deren „Teilhabe“ weniger schöne Menschen ausgeschlossen bleiben – an dieser Stelle müssen bestimmt die ersten Gleichstellungsfunktionäre wiederbelebt werden.

Nach Angaben der Betreiber haben bereits 700 Paare, die sich auf beautifulpeople.com gefunden haben, geheiratet. Eine Katastrophe, wenn diese elitären Paare auch noch biologischen Nachwuchs bekommen, statt Samenspenden von ästhetisch Andersbegabten zu berücksichtigen. Das ist blanker „struktureller Rassismus“, wie schließlich erst kürzlich eine „Gen-Expertin“ auf 3sat nachgewiesen hat.

Internetzensur hin oder her, wieso ist so was nicht verboten? Der Gesetzgeber ist gefragt. Gilt dieser Schönheitsterror nicht schon als „Haß-Seite“? Mindestens aber müßte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte Beautifulpeople zu einer Quote für Mißgestaltete verpflichten.

„Aktivisten“ haben unlängst „Zivilcourage“ gezeigt und zur Selbsthilfe gegriffen: Aus Protest gegen die Diskriminierung legte ein Hackerangriff die Attraktivitätsprüfung für mehrere Stunden lahm. Die Plattform wurde nach Aussagen des Betreibers von „häßlichen Menschen“ gestürmt. Die rund 30.000 ungebetenen Quasimodos wurden allerdings von den Administratoren später erneut ausgegrenzt.

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