© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/14 / 17. Januar 2014

Blick in die Medien
Neuer, deutscher XX-Journalismus
Toni Roidl

Geht es Ihnen auch so? Wer Presseartikel liest, in denen Faktenarmut durch Emotionen, Sachlichkeit durch Empathie ersetzt wird, folgert oft automatisch: Das kann nur eine Frau geschrieben haben. Wer bislang bloß das subjektive Gefühl hatte, daß der Journalismus dieser Tage von weiblicher „sozialer Intelligenz“ dominiert wird, sieht sich nun bestätigt.

Martin Kunz ist Direktor der Akademie der Bayerischen Presse. Er stellt fest: Von über zweitausend Teilnehmern an Journalisten-Seminaren im vergangenen Jahr waren knapp mehr als 70 Prozent weiblich. Mehr als ein Dutzend Kurse, wie „Online-Texten“ oder „Social Media“, waren sogar zu 100 Prozent weiblich besetzt. Von den rund 150 Volontären, die pro Jahr ihre journalistische Grundausbildung an der Akademie erhalten, sind zwei Drittel Frauen. Kunz resümiert: Den Medien gehen die Männer aus.

Eine besondere Lobbymacht bildet der Verein Pro Quote, der eine feste Quote vorschreiben will.

Erklärungsversuche gibt es viele. Zum Beispiel diese: Journalismus wird zum Niedriglohnsektor, verliert für Männer seinen Reiz. Volontärinnen sind in der Regel gut qualifiziert und versiert im Umgang mit Internet und Multimedia.

Der sozialpädagogisierte XX-Journalismus verändert die Strukturen. Die Leitmedien werden zum Instrument der „Gleichstellung“. Dort werden die immergleichen Kampfparolen bemüht: „Wir brauchen mehr Frauen auf Chefposten“ oder „Frauen verdienen zuwenig“.

Eine besondere Lobbymacht bildet der Verein Pro Quote, der bis 2017 eine feste Quote in deutschen Redaktionen vorschreiben will. Gegründet wurde der Verein von 350 Journalistinnen, darunter Anne Will. Unterstützt wird Pro Quote von Ursula von der Leyen, die das Grußwort auf der ersten Versammlung sprach. Mitglieder des Vorstandes sind unter anderem Redakteurinnen von Spiegel, Stern und Zeit. Ob die Öffentlichkeit von der typisch weiblichen Kompetenz der Konfliktbewältigung profitieren wird?

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