© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/14 / 17. Januar 2014

Die besten Zeichentrickserien für Erwachsene
JF-Test: Wie politisch unkorrekt sind die Simpsons, Family Guy, American Dad und South Park?
Henning Hoffgaard

Trickfilmserien sind doch was für kleine Kinder, oder? Heidi, Familie Feuerstein, Tom und Jerry. Erwachsene schauen das höchstens mit den Kindern oder aus nostalgischen Gründen. Von politischen Themen lassen die meisten Zeichentrick-Macher ganz bewußt die Hände. Dabei zeigen die Vereinigten Staaten seit Jahren, daß auch Trickfilme für Erwachsene funktionieren.

Deutscher Zeichentrick ist brav und politisch korrekt

Die Simpsons werden in diesem Jahr 25 Jahre alt. Genauso lange unterhalten die gelben Fernsehstars schon Familien in mehr als 100 Ländern. Gerade in den vergangenen Jahren haben die Drehbuchschreiber der Simpsons immer häufiger aktuelle politische Themen in der Serie aufgegriffen und dabei meist sehr liberale Positionen eingenommen.

Daß es auch anders geht, zeigen Serien wie South Park, Family Guy und American Dad. Sie setzen wesentlich stärker auf die humoristische Verarbeitung aktueller Debatten. Massenüberwachung, Vegetarier-Hype oder die Selbstgefälligkeit von Politikern. Kein Thema wird ausgelassen. Von Politischer Korrektheit halten die Erfinder dabei wenig. Ex-Präsidenten bekommen genauso ihr Fett weg wie Barack Obama.

Eine deutsche Serie mit diesem Anspruch wäre undenkbar. Die JUNGE FREIHEIT hat den Test gemacht. Wie gut sind die derzeit vier beliebtesten Zeichentrickserien für Erwachsene? Und was trauen sich die Produzenten wirklich?

 

Familienunterhaltung seit 25 Jahren

Die Simpsons: Sie laufen länger als jede andere Serie. Als die gelbe Familie 1989 zum ersten Mal im amerikanischen Fernsehen zu sehen war, begann eine Erfolgsgeschichte. Traumhafte Einschaltquoten, Milliardeneinnahmen und ein Kinofilm. Alles dreht sich um das Ehepaar Homer und Marge Simpson aus Springfield sowie ihre drei Kinder Bart, Lisa und Maggie. Mehr als 530 Folgen wurden unter der Regie von Erfinder Matt Groening bisher ausgestrahlt. Ein Ende ist nicht in Sicht. Da die Protagonisten allerdings nicht altern und irgendwann einmal jede Geschichte erzählt wurde, setzten die Macher seit einigen Jahren zunehmend auf aktuelle Themen. Die Stoßrichtung dabei ist klar. Die Demokraten sind gut, die Republikaner schlimme Menschenfeinde. Eine Schlagseite gibt es auch bei anderen Themen.

Fazit: Klassische Familienunterhaltung. Heile Welt mit meist klar liberalen Wertvorstellungen.

Politische Unkorrektheit: «««««

Altersempfehlung: ab sechs Jahren

Sendeplatz: Täglich ab 18.05 Uhr auf ProSieben

 

Um keinen frechen Spruch verlegen

Family Guy: Peter Griffin ist ein Familienmensch. Irgendwie zumindest. Faul, dick und mit begrenzter Intelligenz ausgestattet, ist das Familienoberhaupt Peter Griffin so etwas wie ein Klon von Homer Simpson. Aber eben nur auf den ersten Blick. Wo die Simpsons immer an der Oberfläche bleiben, redet Peter ohne Rücksicht auf Politische Korrektheit einfach drauflos. Egal ob Muslime, Christen, Juden, Atheisten oder Hindus. Bei Family Guy bekommt jeder sein Fett weg. Selbst Bill Clinton bringt es neben anderen Prominenten als Marihuana rauchender Trottel zu einem Gastauftritt. Mit von der Partie sind Peters Frau Lois, der tumbe Sohn Chris, die langweilige Tochter Meg, das größenwahnsinnige Baby Stewie und der selbstgefällige linksliberale sprechende Hund Brian.

Fazit: Die Simpsons in Böse. Geschmacklos und ehrlich hält die Serie den Amerikanern ihre Heuchelei vor.

Politische Unkorrektheit: «««««

Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Sendeplatz: Jeden Samstag um 12 Uhr auf ProSieben

 

Die merkwürdige Welt eines CIA-Agenten

American Dad: Ein Vorzeigeamerikaner zu sein, ist keine ganz so einfache Sache. Besonders wenn zu Hause eine gelangweilte Hausfrau, zwei aufmüpfige Kinder und ein durchgedrehter Außerirdischer warten. Kein Wunder, daß CIA-Agent Stan Smith nur über ein schwaches Nervenkostüm verfügt und schon mal die Waffe zieht, wenn eine pakistanische Familie in die Nachbarschaft einzieht. Der Protagonist erinnert in vielen Facetten an die Figur des „Ekel Alfred“ aus der Serie „Ein Herz und eine Seele“. Konservativ und ohne Taktgefühl. Sollte Erfinder Seth MacFarlane allerdings die Absicht gehabt haben, damit die amerikanischen Konservativen bloßzustellen, ist ihm das gehörig mißlungen. Kaum ein Zuschauer dürfte sich dem Charme von Stan entziehen können.

Fazit: Die Serien lebt vor allem von den Vourteilen gegen das konservative Familienoberhaupt. Trotzdem witzig.

Politische Unkorrektheit: «««««

Altersempfehlung: ab 12 Jahren

Sendeplatz: Derzeit nur auf DVD erhältlich. Neue Folgen bei Viva.

 

Libertäre Fernseh-Guerilla

South Park: Nichts für schwache Nerven und nichts für Gutmenschen. Die Macher von South Park, zwei bekennende Libertäre, ziehen wirklich alle Register. Vegetarier sind verweichlicht? Naturschützer nerven? Die Amerikaner sind selbst schuld an der Finanzkrise und die amerikanischen Politiker eine Horde überschätzter Überwachungsfanatiker? Wer mit solchen Thesen nichts anfangen kann, sollte besser die Finger von der Serie lassen. Im Mittelpunkt stehen vier frühreife Grundschüler und ihre Eltern. In Deutschland ist die Serie nicht ohne Grund erst ab 16 Jahren freigegeben. Schimpfwörter sind lange kein Tabu. Das macht die Serie, die schon zahlreiche Prominente als die irren Selbstdarsteller gezeigt hat, die sie wahrscheinlich auch sind, zu einer echten Perle.

Fazit: Nichts für Kinder. Bei South Park wird es auch schon einmal derb. So viel Ehrlichkeit war selten.

Politische Unkorrektheit: «««««

Altersempfehlung: ab 16 Jahren

Sendeplatz: Täglich ab 20.15 Uhr auf Comedy Central.

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