© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/14 / 17. Januar 2014

Roboter kapern soziale Netzwerke
Manipulation: Roboter registrieren Meinungsschwankungen und greifen in Diskussionen ein / Beängstigende Szenarien
Bernd Rademacher

Wie bereits am Rande der letzten Cebit aus Informatikerkreisen kolportiert wurde, hat die Bundesregierung Programmierer beauftragt, eine Software zu entwickeln, welche zu bestimmten Themen die allgemeine Stimmungslage in sozialen Netzwerken darstellt.

Ein Computerprogramm, das analysiert, was die Leute denken. Jeder PR-Manager träumt von so einer Software. Inzwischen sind die Computertüftler offenbar schon einen Schritt weiter und haben die logische Konsequenz aus dem ersten Schritt gezogen. Naturgemäß möchten die Politiker die Stimmung in den Internetforen nicht nur kennen, sondern auch verändern.

Shillbots ermöglichen Eingriffe in Diskussionen

Wie die Deutschen Mittelstandsnachrichten (DMN) berichten, beteiligen sich zunehmend Roboter an Online-Diskussionen. „Shillbots“ (von den englischen Wörtern shill = Lockvogel, und bot = Roboter) heißen die Programme, die es möglich machen – Software, die eigenständig sich wiederholende Aufgaben ausführt.

So ein Programm durchstöbert soziale Netzwerke, Blogs oder Leserkommentare nach offiziell erwünschten Beiträgen – zum Beispiel positiven Äußerungen über die EU-Politik – und kopiert diese. Dann sucht das Programm auf anderen Seiten nach gleichen oder ähnlichen Themensträngen und fügt die Texte dort wieder ein. Und schon würde sich in der Onlinedebatte scheinbar ein weiterer EU-Befürworter zu Wort melden.

Weil der Ursprungskommentar tatsächlich von einem Menschen verfaßt wurde – und zwar in Umgangssprache, mit Phrasen oder Rechtschreibfehlern – fiele das kaum auf. So können regierungskonforme Stimmen in Onlinedebatten vervielfacht werden.

Das betrifft natürlich besonders kontroverse Themen wie Zuwanderung, wo die Mehrheit nicht der offiziellen Doktrin folgt.

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