© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/14 / 17. Januar 2014

Frisch gepresst

Physiker. Der Name Arnold Sommerfeld ist heute vermutlich nicht einmal allen Physikern noch geläufig. Dabei ist an der Bedeutung, die dem Werk dieses Ostpreußen bei der Formierung des modernen Weltbildes zukommt, kein Zweifel möglich. Sommerfeld, passionierter Burschenschafter, an der Königsberger Albertina erzogen von David Hilbert und Ferdi-nand Lindemann, ist neben Planck und noch vor Einstein und Niels Bohr der eigentliche Begründer der theoretischen Physik des 20. Jahrhunderts, der Köpfe wie Wolfgang Pauli und Werner Heisenberg zu seinen Schülern zählte. Sein 1919 erstmals veröffentlichtes Lehrbuch über „Atombau und Spektrallinien“ gilt zu Recht als „Bibel der Atomphysik“. Warum dieses Genie erst jetzt eine biographische Vergegenwärtigung erfährt, ist erstaunlich. Michael Eckert, Mitarbeiter am Forschungsinstitut des Deutschen Museums in München, hat es jedenfalls gewagt, und herausgekommen ist eine Darstellung, die weit über die Disziplingeschichte hinaus in die Geistes- und Kulturgeschichte des Zweiten wie des Dritten Reiches führt. Bedauerlich nur, daß Eckert es nicht versteht, nach dem Vorbild des Planck-Biographen Ernst Peter Fischer oder des omnipräsenten Wissenschaftsjournalisten Rüdiger Vaatz, die eigentlichen Leistungen Sommerfelds einer physikalisch bestenfalls durchschnittlich vorgebildeten Leserschaft zu vermitteln. (wm)

Michael Eckert: Arnold Sommerfeld. Atomphysiker und Kulturbote 1868–1951. Eine Biographie. Wallstein Verlag, Göttingen 2013, gebunden, 604 Seiten, Abbildungen, 39,90 Euro

 

Die Neumark. Nicht zu Unrecht taucht in den „Streifzügen zwischen Oder und Drage“ die Bezeichnung terra incognita für diese Region auf, die jahrhundertelang zu Brandenburg gehörte. Dieser Landstrich wurde 1945 regelrecht zum Totenland, aus der die Hälfte der Bevölkerung, welche die seit Ende Januar jenes Jahres andauernde Heimsuchung der Roten Armee überlebte, vertrieben wurde. Dabei wurden nicht nur Hauptorte wie Küstrin, sondern auch die reiche Güter- und Schlösserkultur dieser Kulturlandschaft nachhaltig zerstört. Erst Jahrzehnte später setzte auch bei den neuen polnischen Bewohnern das Interesse an diesem Erbe ein. Der Reiseführer, der zuerst 2012 auf polnisch diese reizvolle Landschaft illustrierte und beschrieb, liegt nun auch auf deutsch vor. (bä)

Pawel Rutkowski (Hrsg.): Streifzüge zwischen Oder und Drage. Begegnungen mit der Neumark. Deutsches Kulturforum östliches Europa, Potsdam 2013, gebunden, 254 Seiten, 19,80 Euro

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