© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/14 / 17. Januar 2014

Rechts, flämisch, rebellisch
Der Jugendorganisation des Vlaams Belang gelingt es mit spektakulären Aktionen, auf sich aufmerksam zu machen
Mina Buts

Der neue belgische König Philippe hatte sich seinen Antrittsbesuch in Antwerpen sicher ein bißchen anders vorgestellt. Begleitet von seiner hübschen Gemahlin Mathilde wollte er freudig empfangen werden – statt dessen erwartete ihn eine Horde flämischer Jugendlicher, die nationale Parolen rief und Spruchbänder entrollte. Auf denen wurde nicht nur die Teilung Belgiens und die Unabhängigkeit Flanderns gefordert, nein, es gab sogar eines, auf dem stand: „Delphine Königin“ – das ist der Name der außerehelich gezeugten Halbschwester des Königs, von deren Existenz bis vor kurzem in Belgien niemand etwas wußte. Wirklich wundern darf sich der König nicht – schon seine Umbenennung von Filip, wie er bis zum Thronwechsel hieß, zum französischen Philippe hat ihn bei den Flamen nicht gerade beliebter gemacht.

Mitorganisator dieser Demonstration war die Jugendorganisation des Vlaams Belang, die VBJ, die kaum eine Gelegenheit ausläßt, um auf sich aufmerksam zu machen. Nachdem in den vergangenen Jahren auf regelmäßig stattfindenden „Sommeruniversitäten“, übrigens immer an verschiedenen Orten in Europa, zuletzt in Padanien, politische Schulungen stattfanden und die VBJ vor allem an den Schulen gegen linke Meinungsdiktatur präsent war, ist mit dem neuen Vorsitzenden Tom Van Grieken ein erheblicher Modernisierungsschub zu spüren. Van Grieken, seit 2012 Vorsitzender, drängt auf eine radikale Verjüngung des Vlaams Belang. Neue und vor allem jüngere Gesichter müßten her, um in der Wählergunst wieder zu steigen. Dafür sieht er gute Chancen: „Mehr und mehr Jüngere ‘outen’ sich komplexlos als rechts, was eine gute Sache für unsere Bewegungen im In- und Ausland ist“, sagte er der JUNGEN FREIHEIT. Er selbst zog schon als 20jähriger in den Gemeinderat von Mortsel bei Antwerpen ein.

Kooperation unter Europas Nachwuchs-Nationalen

Mit außergewöhnlichen Aktionen gelingt es der VBJ zunehmend, auch in den Medien präsent zu sein. Zum belgischen Nationalfeiertag im Juli 2013 ließen sie im belgischen Parlament während laufender Sitzung einen großen gelben Gasluftballon steigen, auf dem „Belgie barst“ – „Belgien soll zerbersten“ – zu lesen war. Und da es nicht gelang, den Ballon einzufangen, mußte die Sitzung abgebrochen werden, was natürlich alle Medien des Landes kommentieren mußten.

Zum „Welttierschutztag“ Anfang Oktober posteten die VBJ-Mitglieder unter dem Motto „Mit den Tieren gegen Bestien“ ein Video bei Youtube, auf dem ein Löwe einen Zirkusdompteur durch einen Reifen springen läßt und ein Schaf mit geschärften Messern in der Hand sich anschickt, einen Menschen auf einer Schlachtbank zu schächten. Parallel dazu erhoben sie die Forderung, die umstrittenen Ordnungsgelder sollten nicht nur bei hinterlassenen Hundehaufen greifen, sondern auch Tierquälerei ahnden.

„Rechts, flämisch, rebellisch“, das ist der Wahlspruch der VBJ. Mittlerweile sucht sie auch die Zusammenarbeit mit anderen europäischen Jugendorganisationen. Entsprechend wurde Ende September die „Young European Alliance for Hope“ (YEAH) gegründet, an der sich die Jugend des französischen Front National, die FPÖ-Jugendorganisation RFJ und die Jugend der Schwedendemokraten, SDU, beteiligen.

Der Internetshop der VBJ bietet T-Shirts mit den Aufdrucken „Rechts ohne Komplexe“ oder mit einem durchgestrichenen Che-Guevara-Konterfei an. Dabei setzen die jungen Nationalen verstärkt auf neue Medien: sie sind auf Facebook, Twitter und Youtube präsent und posten dort neue Aktionen und Artikel.

Als es vor einiger Zeit einen nächtlichen Übergriff auf Jugendliche nach einem Discobesuch gab, forderte die VBJ das „Recht auf sicheres Feiern“. Und auch in die Debatte, das Ausschankalter für Bier von 16 auf 18 Jahre heraufzusetzen, griffen sie ein. Kurzerhand montierten sie ein „Bierfahrrad mit eingebautem Tresen“ zusammen, fuhren damit durch Antwerpen und schenkten Freibier aus. Denn spätestens beim Bier hört in Flandern der Spaß auf.

Foto: Infostand der VBJ in Antwerpen (oben), VBJ-Chef Tom Van Grieken (links): Mit außergewöhn-lichen Aktionen Medienpräsenz herstellen

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