© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/14 / 24. Januar 2014

Rüffel aus der Chefredaktion
Deutschlandfunk: Der konservative Radiomoderator Jürgen Liminiski ist ein Paradiesvogel, jetzt wurde er angezählt
Ronald Gläser

Wer butterweiche Interviews sehen möchte, der muß das ARD/ZDF-Morgenmagazin einschalten. Journalisten sind dort mehr Stichwortgeber. Oder er muß den Klassiker lesen: Giovanni di Lorenzo befragt Helmut Schmidt, egal zu welchem Thema.

Wenn aber ein konservativer Journalist es beim öffentlich-rechtlichen Rundfunksender wagt, einen Interviewpartner zu zaghaft anzufassen, dann gibt es gleich einen linken Shitstorm. Dies mußte nun Jürgen Liminski über sich ergehen lassen, weil er bei einem Familienlobbyisten nicht hart nachgefragt hat.

In dem neunminütigen Gespräch zwischen Liminski und Tobias Teuscher aus Frankreich ging es vorwiegend um Fragen der Souveräntät, um Abtreibung, Gleichstellung und Verfassungsfragen. Homosexualität spielte nur am Rande eine Rolle. Teuscher warf den Grünen vor, Frühsexualisierung und eine „homosexuelle Leitkultur“ in den EU-Mitgliedsstaaten durchsetzen zu wollen.

Für den Medienkritiker Stefan Niggemeier (früher FAZ, Spiegel) war dieses Gespräch ein „Agitprop-Gespräch unter Gesinnungsgenossen“ . Er fragte, ob der Deutschlandfunk kein Problem mit dieser Art der Moderation habe.

Doch. Hat er. Es dauerte nicht lange, da sah sich der Sender zu folgender Stellungnahme genötigt: „Jürgen Liminski ist seiner Aufgabe als Moderator nicht gerecht geworden.“ Es habe ein diesbezügliches Kritikgespräch gegeben. Das ist neu. Jahrelang war Jürgen Liminski das konservative Feigenblatt, mit dem die Senderbosse beweisen konnten, daß es ausgewogen beim DLF zugeht. Aber auch wenn Liminski selbst einen Fehler einräumt und sagt, die Chefredaktion habe sich ihm gegenüber „fair und transparent verhalten“, so werden die Zügel beim Sender angezogen.

Ein Teilnehmer der Sitzung berichtet, einigen jüngeren Kollegen sei anzusehen gewesen, daß sie Angst hätten. Angst davor, auch an den Pranger gestellt zu werden, wenn sie beim Thema Homosexualität die falschen Fragen stellten. Liminski war möglicherweise ein Präzedenzfall.

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