© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/14 / 24. Januar 2014

Frisch gepresst

Blut und Boden. Die „Landvolkbewegung“, die ihren Schwerpunkt in Schleswig-Holstein hatte, erscheint in Armin Mohlers Handbuch als eigene Fraktion der „Konservativen Revolution“. Mit Steuerstreik, Protestmärschen und zuletzt auch mit ausschließlich Sachschäden verursachenden Sprengsätzen, die in Finanzämtern detonierten, antworteten Nordelbiens Bauern als knorrige Männer der Tat seit 1930 auf die Agrarkrise der Weimarer Republik, die sie der Berliner „Parteienwirtschaft“ anlasteten. Profitiert hat davon die NSDAP, für die bereits bei der Reichstagswahl im Juli 1932 in Schleswig-Holstein 51,1 Prozent stimmten. Nach der NS-Machtergreifung ist die „nordische“ Agrarprovinz mit ihrem hohen „germanischen Rasseanteil“ ein bevorzugtes Experimentierfeld für die von der Blut- und-Boden-Ideologie geprägte NS-Agrarpolitik geworden. Für diesen Abschnitt der Landesgeschichte liefert Nils Cramer, ein pensionierter Kieler Landwirtschaftsdirektor, zwar keine stringente zeithistorische Darstellung, aber eine lesenswerte, anregende Materialsammlung, die bei vielen propagandistisch exponierten Projekten wie der Neulandgewinnung an der Nordsee, der inneren Kolonisation oder den „Erbhöfen“ den ökonomischen Nutzen eher fragwürdig erscheinen läßt. (wm)

Nils Cramer: Erbhof und Reichsnährstand. Landwirtschaft in Schleswig-Holstein. Husum Druck- und Verlagshaus, Husum 2013, broschiert, 311 Seiten, Abbildungen, 17,95 Euro

 

Mecklenburger. Trotz der Niederlage von 1918 fand sich meist mindestens ein kundiger Veteran, der sich bemüßigt fühlte, die Geschichte „seines“ Regiments im „großen Krieg“ niederzuschreiben. Diese Tradition hat sich nach 1945 nicht fortgesetzt, nur einigen herausragenden Divisionen wurden größere Abhandlungen gewidmet. Die 12. Infanteriedivision gehörte allerdings nicht zu diesem Kreis, obwohl die 1935 aufgestellte Truppe zur „ersten Welle“ gehörte und keine rasch während des Krieges aufgestellte Substituteinheit „mit hoher Hausnummer“ war. Der Militärhistoriker Klaus-Ulrich Keubke hat nun dieses Desiderat beseitigt und eine äußerst detaillierte Geschichte vorgelegt, die das Schicksal dieses vorwiegend aus Mecklenburgern bestehenden Verbandes vom Angriff auf Polen 1939, dem Frankreich- und Rußlandfeldzug (Demjansk!) bis zum endgültigen Ende im Ruhrkessel wiedergibt. (bä)

Klaus-Ulrich Keubke: Zur Geschichte der 12. (meckl.) Infanteriedivision. SGM-Verlag, Schwerin 2013, broschiert, 342 Seiten, Abbildungen, 30 Euro

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