© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/14 / 31. Januar 2014

Geldverdienen ist nicht alles
Publizistik: Alfred Neven DuMont, Mathias Döpfner und eine treffgenaue „Spiegel“-Reportage
Andreas Wild

Es klingt wie ein Nachruf. Aber der Nachrufende ist immerhin schon sechsundachtzig Jahre alt und der, dem nachgerufen wird, erst einundfünfzig. Die Rede ist von den beiden Zeitungsfürsten Alfred Neven DuMont, Patriarch des Kölner Zeitungshauses gleichen Namens und der ältere, sowie Mathias Döpfner, Vorstandschef der Berliner Axel Springer AG und der jüngere der beiden.

Letzterer hatte voriges Jahr einen Großteil der bis dahin zum Springer-Konzern gehörenden Zeitungen und Zeitschriften, darunter die Hörzu und das Hamburger Abendblatt, an die Essener Funke-Mediengruppe verkauft, um mit dem Erlös daraus alle möglichen Internetportale und andere jornalismusferne „Start-up“-Unternehmen zu finanzieren (JF 32/13). Das Haus Springer ist seither kein wirklicher Verlag mehr, sondern nur noch ein „digitaler Gemischtwarenladen“, jedenfalls in den Augen von Alfred Neven DuMont.

In einer Reportage des Spiegel über Döpfner, in der auch Neven DuMont zu Wort kommt, läßt dieser kein gutes Haar an seinem Berliner Kollegen. „Was Döpfner macht, ist mir unverständlich“, sagt er, „zum einen, weil man so mit einem Erbe nicht umgeht, zum anderen weil ich an Zeitungen glaube.“ Kann man Mathias Döpfner noch als Verleger bezeichnen? fragt der Reporter. DuMont: „Diese Frage hat er selber beantwortet. Hat er irgendetwas davon bewiesen? Eine geistige, publizistische Tat?“

Nun, Döpfner hat immerhin bewiesen, daß man heutzutage mit digitalen Gemischtwaren ordentlich Geld verdienen kann, mit Zeitungen sehr viel weniger, wenn überhaupt noch. In der Geldperspektive spricht alles für den smarten Berliner, während der Kölner als hoffnungsloser Romantiker erscheint. Aber es gibt eben nicht nur die Geldperspektive.

Nein, Neven DuMont hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Was immer der Trödler Döpfner sonst noch sein mag: Ein Verleger ist er keiner mehr.

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