© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/14 / 31. Januar 2014

CD-Kritik: Götterdämmerung
Kühle Klarheit
Sebastian Hennig

Ein großes Werk ist zu seinem Abschluß gelangt. 2010 begann das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter der Leitung von Marek Janowski damit, die zehn Hauptwerke Richard Wagners konzertant aufzuführen. Im März 2013 ebbte diese Klangwoge mit der „Götterdämmerung“ aus. Nun ist diese letzte Einspielung auf Tonträger erschienen. Zehn graue Quartbändchen bergen in schwarzen Kartontaschen die silbernen Scheiben. Wie aus einem Tritonshorn läßt sich dem Nachklang des großen Wogens lauschen, welches an zehn außergewöhnlichen Abenden die Berliner Philharmonie durchbrauste. Denn es gab je nur einen Wurf. Gewissenhafte Probenarbeit und die Begeisterung aller Mitwirkenden forderten den musikdramatischen Kairos heraus.

Lance Ryan ist ein fester, fast brutaler Siegfried. Mit Matti Salminen gab es den Hagen, der schon dreißig Jahre zuvor im „Ring“-Zyklus sang, den Janowski mit der Staatskapelle Dresden aufgenommen hat. Die kleinen Ungeschliffenheiten geben dieser Aufnahme ihr unverwechselbares Gepräge als Zeugnis eines großen musikdramatischen Ereignisses. Die erbarmungslose, fast sterile Akustik des Berliner Konzertsaals wirkt nicht immer nur erfreulich. Einer gigantischen Klangausfaltung wie bei dieser „Götterdämmerung“ garantiert sie eine kühle Klarheit, die Wagners Anliegen sehr entgegenkommt.

Richard Wagner, Götterdämmerung, Marek Janowski Pentatone (Naxos) www.pentatone-music.com

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