© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/14 / 31. Januar 2014

Spielspaß aus Weißrußland
Mit „World of Warplanes“ die Luftschlacht um England noch einmal neu austragen
Henning Hoffgaard

Seit fast 70 Jahren streiten sich Militärhistoriker und Flugzeugverrückte über die Frage: Messerschmidt oder Spitfire? Welches war das bessere Jagdflugzeug im Zweiten Weltkrieg? Was für manche eine Glaubensfrage wird, kann nun in „World of Warplanes“ (Welt der Militärflugzeuge) selbst ausprobiert werden.

Nach dem Erfolg von „World of Tanks“ haben sich die Entwickler der Netzseite wargaming.net nun konsequent auf den Luftkrieg konzentriert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der Spieler hat die Auswahl aus knapp einhundert Maschinen, die zwischen 1930 und 1955 gebaut wurden. Vom Doppeldecker mit synchronisiertem Maschinengewehr bis zum hochgerüsteten Düsenjet ist alles dabei. Mit Gefechten gegen unterbelichtete Computer-Gegner ist Schluß. Hinter jedem Flugzeug steht ein echter Spieler.

In je zwei Teams von jeweils 15 Flugzeugen treten die Gruppen gegeneinander an und kämpfen um die Luftherrschaft. Auf beiden Seiten kommen dabei nur Flugzeuge zum Einsatz, die in etwa gleich stark sind. Doppeldecker gegen Düsenjäger fällt also aus. Zur Verfügung stehen drei unterschiedliche Flugzeugtypen, die während des Einsatzes ganz bestimmte Aufgaben übernehmen müssen: Jäger (Kampf gegen andere), Zerstörer (Schutz vor Angreifern) und Schlachtflugzeuge (Angriffe auf gegnerische Bodenziele). Die technischen Daten und die Zusammenstellung der Flugzeugtypen orientieren sich weitgehend an der Realität.

Wer allerdings gehofft hat, gleich ins Cockpit einer Me 262 zu steigen, wird enttäuscht. Am Beginn steht ein Doppeldecker, der dann im Laufe des Spiels mit besseren Waffen und neueren Motoren ausgestattet werden kann. Je mehr erfolgreiche Gefechte abgeschlossen wurden, desto mehr Erfahrungspunkte erhält der Spieler.

So kann er sich am Ende dann auch ein neues, moderneres Flugzeug anschaffen. Da „World of Warplanes“ erst in der Version 1.1 verfügbar ist, kann davon ausgegangen werden, daß in den kommenden Monaten weitere Flugzeuge hinzukommen. Die Grafik ist schon jetzt beachtenswert und schlägt jeden anderen Flugzeug-Simulator.

Einige Maschinen sind dabei nur gegen echtes Geld zu bekommen. Auch verbesserte Munition und dauerhaften Tarnanstrich gibt es nur, wenn der Spieler selbst ins Portemonnaie greift. Nutzer, die schon jetzt „World of Tanks“ spielen, können ihre mit echtem Geld bezahlte Goldwährung ohne Probleme auch bei „World of Warplanes“ nutzen. Für Wargaming ist das allerdings erst der Anfang.

Derzeit arbeitet das Unternehmen mit Sitz in Weißrußland bereits an „World of Warships“. Die Seekriegssimulation, die vom Zerstörer bis zum Flugzeugträger alle Arten von Kriegsschiffen umfassen soll, wäre dann der krönende Abschluß. Langfristiges Ziel ist es, alle drei Spiele auf einer einzigen Weltkarte zusammenzufassen, in der sich unterschiedliche Länder und Fraktionen einen Kampf um die Weltherrschaft liefern.

Bis dahin müssen sich die Spieler jedoch noch mit den getrennten Simulationen begnügen. Die haben den Vorteil, daß der Gang zu Mediamarkt überflüssig ist. Alles funktioniert online. Herunterladen, Account anlegen und los geht es. Wer kein echtes Geld ausgeben will, muß sich damit abfinden, langsamer Erfahrung zu sammeln. Den Spielspaß trübt das allerdings nicht.

Wie schon bei „World of Tanks“ ist auch „World of Warplanes“ denkbar einfach zu steuern. Alles funktioniert über die Maus. Dazu noch zwei Tasten für Extra-Schub und Bremsen. Ein Mindestmaß an Koordination innerhalb des Teams ist allerdings nötig. Ansonsten läuft der einzelne Gefahr, Opfer einer gut organisierten gegnerischen Rotte zu werden. Auch müssen die Hobby-Piloten darauf achten, die eigenen Schlachtflugzeuge und die langsameren schweren Jäger nicht allein zu lassen. Am Ende gewinnt nicht das Team mit den besseren Flugzeugen, sondern das besser koordinierte. Spielspaß ist jedenfalls garantiert. Die Zeitbegrenzung von 15 Minuten verhindert auch langatmige Verfolgungsjagden.

Einen Gewinner gibt es also immer. Realistischer war Luftkrieg nie. Auch wenn das Fehlen der schweren Bomber-Flugzeuge verhindert, daß der Spieler wirklich das ganze Bild des Luftkampfes bekommt.

 

Wargaming.net

Dem weißrussischen Spieleentwickler gelang im Jahr 2011 mit „World of Tanks“ der Durchbruch. Das Spiel hat seitdem mehrere hunderttausend Nutzer und beschäftigt derzeit etwa 2.500 Mitarbeiter. Über den Umsatz liegen keine Zahlen vor. Er wird jedoch auf einen zweistelligen Euro-Millionenbetrag geschätzt. Neben „World of Tanks“ und „World of Warplanes“ arbeitet das Unternehmen an der Seekriegssimulation „World of Warships“. Langfristig sollen alle drei Kriegssimulatoren in ein gemeinsames Spiel integriert werden.

Technische Voraussetzungen

Betriebssystem: Windows XP/Vista/7/8

Prozessor (CPU): 2.66 GHz

Speicher (RAM): 3 GB

Grafikkarte: Geforce 8600GT oder ATI HD 2600 (Shader 3.0) mit 256MB Speicher und DirectX 9.0c

Freier Festplattenspeicher: 19 GB

Verbindungsgeschwindigkeit: 256 Kb/s

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen