© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/14 / 07. Februar 2014

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Energiewende unter Feuer“, JF 7/14

Nicht alles steht unter Strom

Die politische Aussage, zukünftig 35 Prozent der „Energie“ aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen, derzeit seien es bereits 25 Prozent, ähnelt einem Straftatbestand. Denn nirgendwo wird mehr getäuscht, geheuchelt, ja faktisch gelogen: durch geschickte Wortwahl und Bezugsgrößen. Wenn von „Energie“ geredet wird, ist meist nur Strom gemeint. Der macht aber nur 22 Prozent unseres gesamten Energieverbrauchs aus. Wenn von Photovoltaik oder Windkraftwerken die Rede ist, werden meist „Nennleistungen“ angeben. Das sind theoretische Angaben, wenn die Sonne Tag und Nacht am wolkenlosen Himmel stände. In Deutschland scheint brauchbare Sonne aber nur zehn Prozent des Jahres. Doch damit produzieren wir schon heute zu viel Strom, den wir dann mangels Lagerfähigkeit ins Ausland verschenken, um nachts teuren Atomstrom aus Frankreich wieder zurückzukaufen. Was für ein Irrsinn!

Und ist dann auch Windstille, wäre Deutschland tot – gäbe es keine Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke, die durchlaufen. Der Anteil von Voltaik und Windkraft an unserer Gesamtenergie liegt heute bei gerade 1,8 Prozent! Für die acht schon abgeschalteten Atommeiler kaufen wir Atomstrom in Frankreich und Tschechien – toller Fortschritt! Müßte der gesamte Strom von 25 AKWs durch Wind erzeugt werden, bräuchten wir circa 150.000 Windräder. 2011 baute Deutschland 800 Windräder. Wir benötigten also etwa 187 Jahre, um mit Windkraft nur die Kernenergie zu ersetzen. Für die gleiche Strommenge bräuchten wir dann Photovoltaikanlagen, wenn kein Wind weht. Doch spätestens in der Nacht ist dann auch die Sonne weg, was dann die Stromproduktion durch Gas und Kohlekraftwerke ersetzen muß.

Nur Kleinkinder und äußerst einfältige Grüne können glauben, die Erneuerbaren könnten je die notwendige oder überhaupt einen nennenswerten Teil der Energie einer Industrienation aufbringen. Die ganze Welt baut deshalb Kernkraftwerke, selbst Japan (trotz Fukushima). Nur Deutschland glaubt wieder schlauer zu sein.

Gerolf Kurowski, Burgwedel

 

 

Zu: „Laues Lüftchen“ von Edgar Ludwig Gärtner, JF 6/14

Berufspolitiker getroffen

Die Grünen waren schon immer die treibende Kraft gegen Kernenergie. Das war ihr großes Zugpferd in Sachen Politik. Nach Fukushima aber wurde ihnen ihr Zugpferd geklaut. Kanzlerin Merkel beschloß den Ausstieg, nutzte die Gunst der Stunde und drückte uns allen die Energiewende aufs Auge. Ihre Strategie: Ihr wollt erneuerbare Energien, ihr bekommt sie, egal was es kostet. Die Kosten, „gerecht“ verteilt auf alle, die nicht energieintensiv produzieren!

Der Hinweis im Artikel auf unsere Berufspolitiker, die sich nicht mehr zu widersprechen trauen, trifft es. Denn unsere Berufspolitiker trauen sich schon lange nicht mehr an heiße Eisen. Wir, die PDE (Politik für Deutschland in Europa), stellen das EEG schon lange in Frage und fordern einen gesunden Energiemix mit sicheren Technologien.

Rainer Zschögner, Greiz

 

 

Zu: „Vive l’identité allemande“ von Thorsten Hinz, JF 6/14

Das Saarland geht zu weit

Zwischen 1942 und 1950 habe ich meine Schulausbildung am Französischen Gymnasium in Berlin absolviert und über dreißig Jahre in Frankreich gelebt und gearbeitet. Durch Übersetzungen von Büchern habe ich zum Kulturaustausch zwischen Deutschland und Frankreich beigetragen. Meine Kinder sind zum Teil in Frankreich geboren und haben französische Schulen besucht.

Die Intensivierung des kulturellen Austauschs mit unserem Nachbarland ist zwar zu begrüßen, es ist aber unbegründet, in dieser Sache so weit zu gehen, wie es hier als Ziel der saarländischen Regierung beschrieben wird. Denn der politische Zweck dieser Bestrebungen entgeht mir völlig. Wenn solche Bestrebungen allerdings – jenseits des Rheins – auf Gegenseitigkeit beruhten, würde ich ein solches Projekt aus ganzem Herzen unterstützen.

Dr. Thomas Dunskus, Pfaffenhofen

 

Geschichtliche Unkenntnis

Ausgerechnet Vertreter des von finanziellen Zuwendungen abhängigen Ländchens Saarland, das nur aufgrund des Drucks der Siegermächte entstand, haben nichts Besseres zu tun, als sich zu Hilfswilligen des französischen Sprachchauvinismus zu machen. Nicht nur der Vorschlag, Französisch zur zweiten Verkehrssprache zu machen (warum nicht gleich zur ersten und einzigen?), zeugt von Unkenntnis unserer geschichtlichen und kulturellen Vergangenheit. Einst hatte sich unser ehemaliger Ministerpräsident Peter Müller über die mangelhaften Geschichtskenntnisse von Rechtsreferendaren beklagt; schlechter als die unserer Politiker können sie wohl nicht gewesen sein. Während im Elsaß und in Lothringen Deutsch als ursprüngliche Volkssprache um ihr Überleben kämpft, betreiben ignorante saarländische Politiker Sprachseparatismus. Wollen sie etwa nachholen, was 1955 bei der zweiten Saarabstimmung nicht gelungen ist?

Anstatt sich fixen Ideen hinzugeben, wäre es notwendiger, unsere Schulabgänger in die Lage zu versetzen, anständig deutsch lesen und schreiben und wenigstens die Grundrechenarten, einschließlich Dreisatz, beherrschen zu können.

Hans-Joachim Klein, Heusweiler-Dilsburg

 

Verzwergungssehnsucht

Die geistigen Höhenflüge der saarländischen „Zaunkönigin“ erinnern fatal an die des früheren Ministerpräsidenten Oettinger von Baden-Württemberg, der Englisch zur ersten Landessprache machen wollte und Deutsch eine provinzielle Nebenrolle zudachte. Auch wenn Frau Kramp-Karrenbauer nicht so weit gehen will, ist doch die von Schuldkomplexen und fehlender Souveränität genährte Verzwergungssehnsucht unserer politischen Klasse unübersehbar. Bezeichnend ist da die Situation in den französischen Nachbarprovinzen Elsaß und Lothringen, wo die deutschen Dialekte einer gezielten französischen Sprachpolitik ausgesetzt sind und gerade wegen des deutschen Schweigens vor dem Untergang stehen. Hierdurch wurde die historische Chance für eine wahrhaftige Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich in einem geeinten Europa vertan. Vor diesem Hintergrund sind die saarländischen Pläne geradezu armselig und deplaziert.

Gerd Kresse, Lagesbüttel

 

Mutlose Zeichen

Im Dezemberheft 2013 der Zeitschrift Mut führt Jochen Kürten ein Interview mit Matthias Buth über Reiner Kunze. Kürten, „seit vielen Jahre Kulturredakteur der Deutschen Welle“, bescheinigte dort Reiner Kunze, dieser wisse, „daß Deutschland eine Sprachnation ist und uns keine Ethnie ausmacht, sondern die Sprache. Die Deutsche Welle, die durch ihren Gesetzesauftrag Deutschland als europäisch gewachsene Kulturnation zu präsentieren hat, nimmt diese Erkenntnis auf.“ – Einen Monat später verabschiedet sich eben diese Deutsche Welle von der Deutschsprachigkeit und mutiert zum englischsprachigen Dudelfunk.

Dr. Arno Pielenz, Cottbus

 

Funktionaler Analphabetismus

In einer Gegend, deren Dialekt die Frauen als Neutrum behandelt (etwa „das Sabine“), sehe ich anderes als dringend erforderlich an. So ist die deutsche Sprache und Grammatik in der Grundschule zu stärken und der „funktionale Analphabetismus“ der Zuwanderungskinder zu bekämpfen. Auch erachte ich die vorrangige Vermittlung der politischen, historischen und kulturellen Zusammenhänge als wesentlichen Faktor zur Idenditätsfindung der jungen Menschen. Die Fächer Geschichte und Politik und Geographie gehören in der Sekundarstufe gestärkt. So würde zugleich sichergestellt, daß zukünftige Politikergenerationen, auch ohne Blick auf die Landkarte, die Orientierung nicht verlieren.

Josef Plank, Frankenthal

 

 

Zu: „Auf dem Weg zur deutsch-französischen Saar“ von Christian Schreiber, JF 6/14

Erinnerungshilfen

Natürlich ist gegen das Erlernen der französischen Sprache nichts einzuwenden, schon gar nicht in den Grenzregionen zu Frankreich. Aber eine Zweisprachigkeit zu verordnen, ist ein starkes Stück. Besonders bedenklich ist, daß wieder einmal Kinder zu Versuchskaninchen werden. Wären wohl die Franzosen bereit, in ihren Grenzregionen Deutsch als zweite Amtssprache einzuführen? Ihre Sprachpolitik in Elsaß-Lothringen nach dem Zweiten Weltkrieg läßt daran zweifeln. Aber in Deutschland ist man sehr schnell bereit, die sprachliche und damit nationale Identität aufzugeben. Ist vergessen, daß sich Frankreich nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg das Saarland einverleiben wollte?

Ernst Hildebert Kratzsch, Rosengarten

 

 

Zu: „Die Freihandelszonenlüge“ von Ronald Gläser, JF 6/14

Berechtigte Sorgen

Die Sorge von Verbraucherschützern, die Leute könnten sich nicht selbständig im Supermarkt vor (importiertem) Genmais oder Chlorhühnern schützen, ist in der Tat berechtigt. Wer weiß schon, wie die, wenn überhaupt, deklariert sein werden?

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu den Leserbriefen: „Früher bei den Republikanern“ von Markus Mueller & „Vermißte Distanz“ von Boris Rupp, JF 6/14

Konservatives Projekt

Hier wird moniert, die JF berichte zuviel und unkritisch über die Alternative für Deutschland. Ich bin anderer Meinung. Die eurokritische AfD ist mit 17.000 Mitgliedern und Umfragewerten von vier bis sieben Prozent das momentan bei weitem aussichtsreichste liberal-konservative Projekt, das offen ist für rechtskonservative Positionen. Deshalb ist es völlig richtig, daß die JF sich bemüht, mit Reportagen, Interviews und Analysen möglichst tief in diese Partei hineinzuleuchten. Das Interview mit Parteichef Lucke vor dem AfD-Parteitag war ein klares Zeichen von ihm, daß er – anders als die meisten anderen Politiker – die JF als respektables Forum wahrnimmt. Das war ein Zeichen gegen die Ausgrenzung und gegen die „Gegen Rechts“-Manie. Danke dafür!

Dr. Peter Müller, München

 

 

Zu: „Da läuft was verqueert“ von Birgit Kelle, JF 5/14

Grüne können es nicht lassen

Daß den Kindern das natürliche Schamgefühl per „Schulbildungsplan“ und „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ zwanghaft aberzogen werden soll, ist so unverantwortlich, daß es mich verwundert, warum das Bundesverfassungsgericht nicht mit Massenklagen der Eltern überzogen wird. Die Grünen konnten „einvernehmlichen Sex mit Kindern“ nicht etablieren, jetzt sieht man, daß sie von diesen Ideen nicht ganz lassen können und versuchen, die Kinder so früh wie möglich zu sexualisieren.

Heidi Körmer, München

 

 

Zu: „Rüge des Presserates“ von Felix Krautkrämer, JF 4/14

Bald wird Narrenfreiheit gewährt

Natürlich ist Zigeuner ein Begriff des allgemeinen Sprachgebrauchs – oder kommt jetzt alles auf den Index, wo dieser Begriff auftaucht? Werden folglich Alexandras Platten und CDs „Zigeunerjunge“ eingestampft, weil diskriminierend betitelt? Muß ich mir im Restaurant ein „Ethnisches Minderheiten-Schnitzel“ bestellen? Wie sieht es mit dem Zigeunerspieß, dem Zigeunergulasch aus? Und was meinen unsere europäischen Nachbarn dazu? Der Franzosen liebster Glimmstängel „Gitanes“ steht für Zigeunerinnen, ohne die Gitanos wäre Spaniens Flamenco ohne Feuer, die englische „Gipsy-Queen“ wird in zahllosen Songs verewigt (zum Beispiel Uriah Heep, Helen Schneider) etc. pp. Diese Rüge erinnert an Schilda. Nur: Ab wann gewährt der Kaiser Narrenfreiheit?

Klaus Duffner, Kiel

 

 

Zu: „Ein Racheakt sät einen neuen Krieg“ von Andreas Graudin, JF 2/14

Wo bleibt Georges Clemenceau?

Es wundert mich immer wieder, daß in allen Berichten und Analysen zum Ausgang des Ersten Weltkriegs der Name einer entscheidenden Figur nicht oder nur am Rande erwähnt wird: Georges Clemenceau. Zu Recht nimmt er in dem zum Artikel abgedruckten berühmten Gemälde der Verhandlungsführer im Spiegelsaal von Versailles die zentrale, beherrschende Rolle ein. Ohne diesen merkwürdigen Mann mit seinem unstillbaren Haß auf Deutschland und alles Deutsche hätte es „das Gift von Versailles“ so nicht gegeben, wäre das „Jus Publicum Europaeum“ dort 1919 nicht zu einem Ende gekommen, wäre uns und der Welt die Hitler-Katastrophe mit größter Wahrscheinlichkeit erspart geblieben.

Verwirrend bleibt allerdings, daß unsere französischen Freunde ausgerechnet ihrem größten Kriegsschiff, einem Flugzeugträger, seinen Namen gegeben haben: Clemenceau ...

Dieter Perthes, Neuwied

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