© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/14 / 14. Februar 2014

Afrika in deutschen Schulbüchern: Darstellung als unterentwickelt
Überall rassistisches Gedankengut
(ft)

Unterrichtsmaterialien reproduzierten auch fast einhundert Jahre nach dem Verlust der Gebiete in Togo, Kamerun, Tansania oder Namibia in deutschen Schulen „koloniale Afrikabilder“ und transportieren damit „rassistisches Gedankengut“. Dies ist die zentrale Aussage der Hamburger Pädagogin und „Rassismusforscherin“ Elina Marmer, die sich im Rahmen eines EU-Projekts zur „Darstellung von Afrika und Rassismus in deutschen Schulen“ mit dem Thema beschäftigte (Zeitschrift für internationale Bildungsforschung und Entwicklungspädagogik, 2/2013). Afrika erscheine „auch heute noch“ stets als unterentwickelt. Der koloniale Entwicklungsbegriff werde also unhinterfragt rezipiert. Beliebt sei auch die Darstellung afrikanischer Gesellschaften als „Ur-Gesellschaften“ oder als „Wiegen der Menschheit“. Dies suggeriere unterschwellig, Afrikaner stünden den Affen näher als den Weißen. Ungebrochen gelte der Westen als Vorbild für Wirtschaft, Staatsform, Bildung, Wissenschaft, Kultur. Im Kontrast dazu würden Themen wie Literatur, Film, Wissenschaft, Technik oder Forschung im Zusammenhang mit Afrika „so gut wie nie behandelt“. Überall lasse sich in Schulbüchern die Fortgeltung des westlichen „Modernitätsparadigmas“ aufzeigen, mit dessen Destruktion die „rassismuskritische Bildung“ darum beginnen sollte.

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