© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/14 / 21. Februar 2014

Grün-rote Schulreform in Baden-Württemberg
Ausgetüftelt
Christian Schwießelmann

Baden-Württemberg war schon immer das Land der kreativen Köpfe. Ersannen hier einst schwäbische Tüftler wie Bosch, Daimler und Maybach das Automobil, erfindet die grün-rote Koalition unter Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen) heute die Schule neu.

Die ehrgeizigen Bildungsplaner wollen nicht nur die Regenbogenfarben ins Klassenzimmer holen, sondern auch die Naturwissenschaften Physik, Chemie, Biologie und Technik in einen Fachverbund „Naturphänomene und Technik“ auflösen. Während die Gymnasiasten vielleicht noch einen Bunsenbrenner zu Gesicht bekommen, müssen sich die Gemeinschafts- und Realschüler mit dem Wahlpflichtfach „Alltagskultur, Ernährung und Soziales“ herumplagen. Kretschmann, der als früherer Biologie- und Chemielehrer damit ironischerweise seine eigenen Unterrichtsfächer abschafft, experimentiert am lebenden Objekt – die Erprobungsphase läuft an 59 Schulen.

Der sogenannte Bildungsreformplan 2015 ist ein Meilenstein auf dem Weg in die „sozialistische Schule“, der freilich mit Methodenkompetenz, Projektunterricht, Inklusions- und Genderdenken bereits zu Zeiten der CDU-Regierung beschritten wurde. Die „Cleverle“ und „Käpsele“ im deutschen Südwesten haben ausgedient. Wo zu viele Sozialingenieure herumschrauben, werden die echten Ingenieure bald knapp.

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