© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/14 / 14. März 2014

Knapp daneben
Monarchen sind keine Manager
Karl Heinzen

Die meisten Briten empfinden keine sonderliche Zuneigung für ihr Königshaus. Sie nehmen die Monarchie hin, weil sie die Alternative fürchten. Es ist schlimm genug, daß zwielichtige Parteipolitiker die Schaltstellen in Staat und Gesellschaft untereinander aufteilen. Wenigstens dort, wo das Ganze repräsentiert wird, möchte man sich den schönen Schein nicht durch Parvenüs trüben lassen.

Zu sagen haben die Royals natürlich nichts, und niemand weiß, ob sie politisch überhaupt für irgend etwas stehen. Allerdings gelten sie, und dies ganz besonders im republikanisch degenerierten Ausland, als Autoritäten für Stil und Form. Dieser gute Ruf hält sich so hartnäckig, weil er nicht mehr hinterfragt werden kann. Die Bürger der westlichen Massendemokratien sind geschmacksunsicher geworden. Menschenrechtskataloge haben für sie den Rang von göttlichen Offenbarungsschriften. Sie wiegen sich in dem Glauben, daß literarisch anspruchslose Verfassungsurkunden die Identität eines Gemeinwesens ausmachen. Nach Höherem steht ihnen nicht der Sinn.

Der König der Maori wollte das Zeremoniell nicht von gesichtslosen Bürokraten durcheinanderbringen lassen.

In anderen Weltregionen sind die Maßstäbe aber noch intakt. Dies bekamen Prinz William und seine Ehefrau Kate zu spüren, als sie sich zu einem Besuch bei dem Maori-König Tuheitia ansagten. Ganze 90 Minuten wollten sie für ihre Visite vorsehen. Dies empfand der im neuseeländischen Ngāruawāhia residierende Monarch als Affront. Der König der Maori, so die Begründung für die Absage des Treffens, sei keine „Karnevalsattraktion“, die auf Abruf bereitstünde. Das ihm und seinem Volk gebührende Zeremoniell lasse man sich nicht durch Zeitvorgaben „gesichtsloser Bürokraten“ durcheinanderbringen.

Die verbliebenen Monarchen Europas sollten diesen Warnschuß ernst nehmen. Bürgerliche Hanswurste, die in Republiken den Königsersatz mimen, mögen ja von Auftritt zu Auftritt hetzen. Wahre Monarchen hingegen sind keine Managertypen und dürfen nicht unter Termindruck stehen. Die Gesellschaft, über die sie sich erheben, muß ihnen dabei gar nicht fremd sein. Auch Tuheitia war schließlich Lastwagenfahrer, bevor er auf den Thron gelangte.

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