© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/14 / 21. März 2014

Die bizarre Rechtfertigung des Sebastian Edathy
Ein Künstler
Hinrich Rohbohm

So ist das also. Sebastian Edathy ist nicht pädophil. Jedenfalls hatte der im Ausland abgetauchte ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete das in einem Spiegel-Interview verlauten lassen. Daß er Nacktbilder von Jungen erwarb, sei legal. Man müsse daran keinen Gefallen finden, man dürfe es aber, rechtfertigt sich der Politiker gegenüber dem Magazin. In der Kunstgeschichte habe der männliche Akt schließlich eine lange Tradition, auch der Kinder- und Jugendakt, meint der 44jährige.

Aha. Bleibt auf die vielsagende Antwort die Frage: Bedarf es für den Bilderwerb wirklich eines kanadischen Kinderporno-Händlers, um die Vorliebe für Knaben-Aktfotografie zu stillen? Und: Warum nur fehlen dann plötzlich Festplatten in Edathys Rechnern? Wollte der einstige Kampf-gegen-Rechts-Aktivist seine „Kunstschätze“ vor einer drohenden polizeilichen Durchsuchung seiner Wohnung in Sicherheit bringen?

Sein Faible für derartige Werke ist in etwa so glaubwürdig wie seine „gesundheitlichen“ Gründe, die er unmittelbar vor Bekanntwerden der Ermittlungen gegen ihn zur Aufgabe seines Mandats anführte. Ein Liebhaber der Kunstgeschichte könne ins Museum gehen, hatte sein Partei- und ehemaliger Bundestagskollege Karl Lauterbach auf die Äußerungen Edathys angesprochen entgegnet. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen