© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/14 / 21. März 2014

Rückschlag für hochgejubelte Internetwährung
Bye-bye, Bitcoin?
Markus Brandstetter

Bitcoins sind eine virtuelle Kunstwährung, die ein gewisser Satoshi Nakamoto im Jahr 2009 erfunden hat. Es war nie klar, wer dieser Satoshi Nakamoto eigentlich sein soll. Vor einigen Wochen wurde in amerikanischen Magazinen berichtet, der Mann sei 64 Jahre alt, gebürtiger Japaner, Modelleisenbahnfan und lebe in Kalifornien in einem Einfamilienhaus. Nun leben in Kalifornien eine ganze Menge Japaner in Einfamilienhäusern, und manche werden auch mit Modelleisenbahnen spielen – das Ganze ist also vermutlich ein Scherz. Wesentlich glaubhafter erscheint da die These, daß „Satoshi Nakamoto“ ein kollektives Pseudonym für eine Gruppe von Computerprogrammierern ist, die die Software, mit der man Bitcoins gewissermaßen „schöpfen“ kann, geschaffen hat. Heute kann jeder, der über einen Computer, Programmierkenntnisse und kryptographische Fähigkeiten verfügt, Bitcoins erzeugen, die er dann an ausgewählten Tauschbörsen in echtes Geld umtauschen kann.

Computer-Enthusiasten, aber auch seriöse Anleger, die eine Alternative zu Euro und Dollar suchten, haben in den letzten beiden Jahren zunehmend in Bitcoins investiert. Der Kurs für einen Bitcoin stieg von 150 Euro im Sommer 2013 auf über 800 Euro Anfang Dezember 2013. Immer öfter wurden Bitcoins auch in realen Geschäften als Zahlungsmittel akzeptiert, indem einfach Bitcoins in die jeweilige Landeswährung umgerechnet werden und die Zahlung dann über ein modernes Handy abgewickelt wird. Sogar Häuser und Autos können mit Bitcoins bezahlt werden. Der Wertanstieg um 6.500 Prozent in einem Jahr hat viele Anleger bewogen, noch im letzten Moment auf den Zug aufzuspringen.

Und dann ging’s plötzlich Schlag auf Schlag: Im Februar meldete die Tauschbörse Mt. Gox, über die 70 Prozent des weltweiten Bitcoin-Handels liefen, Insolvenz an. 744.400 Bitcoins mit einem Wert von 450 Millionen Euro waren aus der Software des Unternehmens und damit auch aus den realen Brieftaschen seiner Kunden verschwunden – von Hackern gestohlen. Dann wurde Flexcoin, die „erste Bitcoin-Bank der Welt“, von Hackern ausgeplündert, und die Chefin einer weiteren Bitcoin-Handelsplattform nahm sich das Leben.

Die Nachrichten für Bitcoin-Anleger sind also nicht gut. „Bitcoins sind kein Zahlungsmittel, sondern ein hochspekulatives Finanzinstrument“, sagte Bundesbank-Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele kürzlich der FAS.

Wie es mit der Kunstwährung und ihren Kursen weitergeht, weiß im Moment niemand. Augenblicklich regieren Unsicherheit und Verwirrung bei den Anlegern, auch wenn manche Durchhalteparolen abgegeben und weiter fleißig gehandelt wird. Für den seriösen Anleger ist erst einmal abwarten, beobachten und analysieren angesagt. Heute schon sicher ist, daß man Bitcoins zukünftig schärfer regulieren wird, was die Geschäfte mit ihnen verteuern und zukünftige Höhenflüge wohl dämpfen wird.

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