© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/14 / 21. März 2014

CD-Kritik: Frei.Wild
Die lebenden Hosen
Sebastian Hennig

Als Kraftklub kraftvoll zum Klub der Anständigen aufschließen wollte, wirkte das wie ein Live-Video zum Frei.-Wild-Lied „Das Land der Vollidioten“. Die domestizierten Rebellen aus Chemnitz dachten, mit der Echopreis-Ablehnung die Konkurrenz waidwund hetzen zu können, stattdessen bewirkten sie für diese einen Aufmerksamkeitsschub. Hat es sich doch längst herumgesprochen, daß nur dort noch Leben drin ist, wo das Etikett „umstritten“ draufklebt.

Mit dem Titel „Still“ ist nun eine Schachtel mit zwei CDs und einer etwa 70minütigen DVD-Doku erschienen. Die bekannten Erfolgsmelodien (insgesamt 27 Titel) wurden im heimatlichen Studio in Brixen und im mitteldeutschen Dessau neu eingespielt. Es ist zu hören, was hinlänglich bekannt ist. Aber diese Musik lebt ja nicht von Überraschung, sondern von Bestätigung. Mit bäuerischer Derbheit ist laufend von „Scheiß“ und „Mist“ und „Arsch“ die Rede. Die Musik ist handwerkliche Stimmungsmache, die Texte sind zum Mitsingen. Bläsersätze machen es fett. Klavierbegleitung bewirkt in „Es gibt nicht nur den einen Weg“ elegische Stimmung. Frei.Wild sind zur Zeit einfach die beste Spaß-Punk-Gruppe. Sind die Ärzte gruselige Wiedergänger, so gestehen es die Toten Hosen mit ihrem Namen schon selbst ein. Die Tiroler sind lebendige Hosen, mit einem Arsch darin.

Frei.Wild, Still Rookies & Kings (SPV) www.frei-wild.net

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