© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/14 / 28. März 2014

Nordsee-Windpark: Wieder ist eine Ökostromfirma pleite
Räuber und Wegelagerer
Markus Brandstetter

Windreich klingt gut, und der Gedanke dahinter noch besser: In der Nordsee, wo immer der Wind weht und die häßlichen Masten bis auf ein paar Heringe keinen stören, da sollen Tausende von riesigen Propellern stehen, die rund um die Uhr grünen Strom produzieren. Damit bei uns allen jeden Tag und natürlich ganz umweltverträglich die EU-Glühbirnen glühen und auch unsere Kinder noch einen lebenswerten Planeten haben. Das war die Propaganda. Die Realität ist eine ganz andere.

Zuerst einmal war da Willi Balz, der archetypische gewiefte Schwabe, das Cleverle aus Wolfschlugen, der bis vor kurzem der Herr über Tausende von Windrädern der Firmengruppe Windreich war, die in Offshore-Parks vor der Küste stehen. Ein Drittel des deutschen Windstroms wollte dieser Balz ganz alleine liefern. Dazu brauchte er natürlich Geld, staatliche Bankgarantien und Investoren. All das war vorhanden, denn es ging ja um eine gute Sache, um die Umwelt eben. Da prüft dann keiner so genau, weil alle die grüne Brille aufhaben.

Im März 2013 konnte Balz‘ verschachteltes Wind-Imperium die Anleihezinsen nur noch verspätet bezahlen, im August soll es sogar einen Insolvenzantrag von Gläubigerseite gegeben haben. Bereits damals wehte der Wind dem Schwaben voll ins Gesicht, trotzdem pries das Unternehmen seine Beteiligungen noch auf Werbeveranstaltungen an. Im Januar 2014 war dann Insolvenz. Seitdem herrscht Windstille bei Windreich. Die Schulden sollen 366 Millionen Euro betragen, die dagegenstehenden Vermögenswerte deutlich weniger. Die Inhaber der Mittelstandsanleihen im Gesamtwerkt von 125 Mllionen Euro blicken jetzt erst mal ins Leere. Die Papiere notieren bei acht Prozent vom ursprünglichen Kurswert. Ob sie jemals wieder etwas wert oder überhaupt zurückgezahlt werden, muß jetzt der Insolvenzverwalter klären. Der bewertet augenblicklich die Windparks auf hoher See, denkt über einen Verkauf nach und hat überdies eruiert, daß die Windreich-Gruppe eigentlich schon im Jahr 2011 vor dem Ende gestanden hätte. Also zu der Zeit, als so gut wie alle Zeitungen den umtriebigen Schwaben Willi Balz, dieses Alphatier aus der Provinz, das Tag und Nacht für grünen Strom arbeitet, noch total gut fanden.

Die wievielte Pleite eines Unternehmens, das etwas mit Solar- oder Windenergie zu tun hat, ist das jetzt eigentlich? Die dreißigste? Die vierzigste? Die meisten Leute haben wohl mit dem Zählen längst aufgehört. Genau betrachtet ist diese Serie von Pleiten auf dem Sektor für alternative Energien eine Sauerei sondergleichen. Angelockt und befördert durch politisch garantierte Subventionen, also einen total verzerrten Markt, hat ein Heer von Räubern und Wegelagerern Öffentlichkeit und Presse zum Narren gehalten und gutmeinende Investoren um ihre Ersparnisse gebracht – von den Steuergeldern, die in den ganzen KfW-Darlehen und all den Bankgarantien enthalten sind, gar nicht zu reden.

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