© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/14 / 28. März 2014

„Ein Kreuzzug gegen die Feinde der Religion“
Vor siebzig Jahren endete der Spanische Bürgerkrieg / Viele deuteten Francos Triumph auch als Sieg des Katholizismus
Wolfgang Kaufmann

La guerra ha terminado“ – „Der Krieg ist beendet“. Mit diesem lakonischen Satz schließt der Tagesbefehl des siegreichen Generalissimo Francisco Franco y Bahamonde vom 1. April 1939. Und tatsächlich hatte die linke Volksfront-regierung, zu deren Sturz drei Jahre zuvor eine Gruppe von konservativen Militärs um Franco angetreten war, nun komplett ausgespielt.

Der Anfang vom Ende kam dabei zu Jahresbeginn, als die republikanische Seite Katalonien aufgeben mußte. Danach setzte sich Staatspräsident Manuel Azaña y Diaz wegen der Aussichtslosigkeit der Lage nach Frankreich ab, woraufhin Premierminister Juan Negrin Lopez die Macht an sich riß, Durchhalteparolen verbreitete und führenden kommunistischen Funktionären wie Enrique Lister wichtige Positionen in den Streitkräften zuschanzte.

Das wiederum nährte beim bisher loyalen Kommandeur des republikanischen Heeres in Zentralspanien, Oberst Segismundo Casado, den Verdacht, Negrin plane einen kommunistischen Putsch. Deshalb meuterte er in der Nacht vom 5. zum 6. März und eröffnete den Kampf gegen die regierungstreuen Truppen in Madrid. Die Folge war ein „Bürgerkrieg im Bürgerkrieg“, in dem sich die Verteidiger der Republik gegenseitig zerfleischten, während Franco Verhandlungsangebote beider Seiten zurückwies und einfach abwartete, bis ihm die Hauptstadt wie eine reife Frucht in den Schoß fiel. Das war schließlich am 28. März 1939 der Fall, als sich die letzten roten Kämpfer unheroisch davonstahlen.

Franco war nicht Hitlers oder Mussolinis Marionette

Mit Francos kampflosem Einzug in Madrid endete der Bürgerkrieg, welcher am 17. Juli 1936 in unmittelbarer Reaktion auf die skandalöse Ermordung des Führers der rechten Opposition gegen die Volksfrontregierung, José Calvo Sotelo, durch Madrider Polizisten begonnen hatte. Meist wird dieser Konflikt als Stellvertreterkrieg apostrophiert, in dem sich die spanischen Handlanger des Kommunismus und Faschismus gegenübergestanden hätten. Doch Franco, der in der Tat von Deutschland und Italien unterstützt wurde, war alles andere als eine Marionette Hitlers oder Mussolinis.

Das zeigte sich später im Zweiten Weltkrieg überdeutlich: Zwar genehmigte er die Aufstellung der „Blauen Division“, die sich zwischen 1941 und 1943 am Kampf gegen die Sowjetunion beteiligte, verweigerte aber zugleich den Kriegseintritt gegen Großbritannien, was Hitler zu der Äußerung veranlaßte, er wolle sich lieber mehrere Zähne ziehen lassen, als noch einmal mit Franco über politische Fragen zu verhandeln.

Francos Eigenständigkeit ergab sich unter anderem daraus, daß er ein tiefgläubiger Katholik war und als solcher den Bürgerkrieg erklärtermaßen auch und gerade als „Kreuzzug (...) gegen die Feinde der Religion (...) und der christlichen Zivilisation“ führte. Und tatsächlich lieferten die anarchistischen, stalinistischen und trotzkistischen Kräfte auf seiten der Republikaner der Religion, der Kirche und dem Klerus Spaniens einen Kampf auf Leben und Tod, den man mit Fug und Recht zu den brachialsten Christenverfolgungen aller Zeiten zählen kann, was heute freilich meist ausgeblendet wird – vor allem von den Geschichtserzählern, deren Sympathie der republikanischen Partei gilt.

Dahingegen hört man Stimmen wie die des britischen Historikers Hugh Thomas eher selten: „In keinem anderen Moment der Geschichte Spaniens und vielleicht sogar der Welt“ habe es „so einen leidenschaftlichen Haß gegen die Religion und all ihre Werke gegeben.“

Diese kirchenfeindliche Politik begann dabei übrigens schon lange vor dem Putsch der Generäle Sanjurjo, Mola, Queipo de Llano und Franco, weswegen es falsch ist, die Verbrechen der Republikaner mit der Unterstützung zu entschuldigen, welche die Kirche dem späteren Juntachef beziehungsweise Caudillo erwies – vielmehr war diese Parteinahme eine Folge des Umstandes, daß Franco als Beschützer der bedrängten Kirche auftrat.

Seit dem Wahlsieg antimonarchischer republikanisch-sozialistischer Kräfte im Frühjahr 1931 brannten in Spanien immer wieder Kirchen und Klöster. Desgleichen wurde der Primas von Spanien, Kardinal Segura, des Landes verwiesen und eine antikatholische Gesetzgebung eingeleitet. Dem folgten 1932 die Auflösung des Jesuitenordens und ein Anschlag auf das Marienbildnis in der Kathedrale von Valencia. Und während des Bürgerkrieges ermordeten die Republikaner dann in einer ideologisch motivierten Vernichtungsorgie ohnegleichen 12 Bischöfe, 5.255 Pfarrer, 2.492 Mönche und 283 Nonnen.

Angesichts dessen kann wohl kaum verwundern, daß der neue Papst Pius XII. Franco noch am 1. April 1939 mit einem Telegramm gratulierte, das mit den Worten begann: „Unser Herz zum Herrn emporhebend, bringen wir Euer Excellenz für den ersehnten katholischen Sieg Spaniens unseren aufrichtigen Dank dar.“ Und der Caudillo wiederum deklamierte während des Siegesgottesdienstes vom 19. Mai 1939 in der Madrider Kirche Santa Barbara: „Herr, nimm wohlwollend die Mühen dieses Volkes an, das immer Dir gehört hat und das mit mir und in Deinem Namen mit großem Heldenmut den Feind der Wahrheit in diesem Jahrhundert besiegt hat.“

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