© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/14 / 28. März 2014

Frisch gepresst

Heidegger. Im Vorfeld seines 125. Geburtstages im September bläst man wieder einmal zur Hatz auf Martin Heidegger. Seit dem 100. Geburtstag 1989, als polemische Eruptionen gegen den „Nazidenker“ und „völkischen Antisemiten“ sonder Zahl zu registrieren waren, gehören diese Attacken zum Ritual jener Sektion der Heidegger-Rezeption, die besondere Freude an der volkspädagogischen Folkloristik hat. Mit dem Antisemitismus, vor dem Peter Trawny, Herausgeber des ersten Bandes jener „Schwarzen Hefte“, in die der Philosoph seit 1931 seine Werkstatt-Notizen eintrug, marktschreierisch Wochen vor Erscheinen seiner Edition warnte (Die Zeit, 1/2014), ist es jedoch wenig. Fast enttäuscht klagt Rezensent Markus Gabriel daher, der Band enthalte gar „keine direkten Äußerungen über das Judentum“ (Die Welt vom 8. März). Was die 500 Seiten stattdessen bieten, ist die radikalste Kritik am realexistierenden, „seinsvergessenen“ Nationalsozialismus, die ein deutscher Professor zwischen 1933 und 1945 zu Papier gebracht hat. Um Heidegger aber als Opponenten des NS-Zeitgeistes möglichst schwach zu konturieren, unterläßt Trawny die Erläuterung zahlloser historischer Bezugnahmen fast überall, obwohl er im Nachwort kühn behauptet, um der „jüngeren Leser“ willen Fußnoten diesmal großzügiger verteilt zu haben als in anderen Bänden der Gesamtausgabe. (wm)

Martin Heidegger: Überlegungen II-VI (Schwarze Hefte 1931–1938). Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 2014, gebunden, 536 Seiten, 68 Euro

 

Wirtschaftspolitik. Seit mehr als zehn Jahren ist der US-Wirtschaftsjournalist Henry Hazlitt jetzt tot. Dennoch wurde sein Buch „Die 24 wichtigsten Regeln der Wirtschaft“ nun neu aufgelegt. Aus gutem Grund, wie sich zeigt, offenbart das 1946 geschriebene Werk eine ungeahnte Aktualität: verständlich, klar in der Analyse und ohne verwirrende Zahlenkolonnen. Hazlitt beschreibt anschaulich das Dilemma des Staates, der die Wirtschaft immer stärker zu kontrollieren versucht. Unternehmerische Freiheit, Privateigentum und wirtschaftliche Prosperität bleiben so auf der Strecke. Hazlitt geißelt die Gewerkschaften, den Mindestlohn und Staatskredite. Mit einem Vorwort von Gerd Habermann und Thorsten Polleit verspricht das Buch nicht nur für eingefleischte Libertäre eine aufschlußreiche Lektüre. (ho)

Henry Hazlitt: Die 24 wichtigsten Regeln der Wirtschaft. Finanzbuchverlag, München 2014, gebunden, 260 Seiten, 24,99 Euro

 

Historisches Kalenderblatt

3. April 1963: Die Generalbundesanwaltschaft der DDR leitet ein Ermittlungsverfahren gegen den Staatssekretär im Bundeskanzleramt, Hans Globke (CDU), wegen der Beteiligung an der Verfolgung und Ermordung von Juden im Dritten Reich ein.

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