© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/14 / 04. April 2014

„Deutschland von Sinnen“
Unser Land ein Irrenhaus? Man muß nur mal genau hinsehen, meint der Schriftsteller Akif Pirinçci und tobt in seinem neuen Buch dagegen an. Volle Deckung
Moritz Schwarz

Herr Pirinçci, wie machen Sie das?

Pirinçci: Sind Sie von meinem Buch auch hingerissen? Das höre ich öfter.

Ich konnte es kaum aus der Hand legen, streckenweise nicht aufhören zu lachen.

Pirinçci: Mein Geheimnis: Eine Flasche Rotwein.

Allerdings ...

Pirinçci: Ja?

Hinterher will man duschen.

Pirinçci: Oh, da hätten Sie mal die Ursprungsfassung lesen müssen ...

Muß das sein?

Pirinçci: Was?

Man erfährt zuviel, was man nicht wissen will, etwa über Ihre – sagen wir – sexuelle Fernbeziehung zu Agnetha Fältskog während der Pubertät.

Pirinçci: Mann, die war aber auch ... der Hammer! Eine Göttin! Dabei haben wir uns natürlich offiziell ganz dreckig über alle lustig gemacht, die ABBA hörten.

Sie lieben, wie Ihr Buch zeigt, Vergleiche mit Bezug auf den Sexus.

Pirinçci: Wenn einer so dumm ist, sich nach Strich und Faden in den Arsch ficken zu lassen, schreibe ich das auch so.

Sehen Sie, das meine ich.

Pirinçci: Wenn Sie wüßten, wovor Sie mein Lektor und mein Verleger noch alles bewahrt hat ...

Dabei sind Sie doch eigentlich bekannt als Autor so schöner Katzenkrimis.

Pirinçci: Sie haben offensichtlich noch keinen gelesen, sonst wüßten Sie, daß es da gar nicht so nett zugeht.

Die Publizistin Birgit Kelle meint: „Pirinçci ist bildhaft, brutal, vulgär und ...“

Pirinçci: Ich gebe zu, manchmal bin ich ein bösartiger Gnom, der überall sein Gift verspritzen muß. Yeah!

„ ... er schreibt nicht nur, er tobt sich aus.“

Pirinçci: Stimmt, „Deutschland von Sinnen“ habe ich in einem dreimonatigen Wutanfall zusammengedonnert. – Aber jetzt geht es mir besser.

Besonders die Grünen erregen Ihren Zorn.

Pirinçci: Sie sind vor allem dafür verantwortlich, daß in diesem Land die Wertmaßstäbe zerstört worden sind. Und alles, was sie behauptet haben, waren dreckige Lügen. Stichwort Waldsterben.

Die Grünen repräsentieren wie keine andere Partei die Moral in der Politik.

Pirinçci: Sag mal ... ham’se dir ... ? Die Grünen! Diese Mischung aus „Schämt euch!“-Attitüde, Technikfeindlichkeit, Kindersex-Sehnsüchten, Selbsthaß auf alles Eigene und Deutsche und Überhöhung des Anderen! Dieser fortschreitende Hirnschwund! In welchen verkommenen Zustand die Grünen – und ich meine gar nicht nur die Partei, sondern diese Weltanschauung – unser Land gebracht haben, wird doch täglich an Tausenden Beispielen deutlich.

Zum Beispiel?

Pirinçci: Zum Beispiel, daß man in einer Kneipe zwar nicht mehr rauchen, aber nach der eingeatmeten rauchfreien Luft einer Kneipennacht und deren süßer Folge ein Kind abtreiben darf. Und die ganze linksversiffte Presse applaudiert dazu. Oder neulich im Fernsehen: Ein Deutschkurs für Einwanderer machte einen Ausflug. Wo fährt die Lehrerin hin? Ins Holocaustmuseum. Voller Sünden-stolz erzählt sie ihren Schülern von den Millionen Morden. Nicht zu fassen! Das ist, wie eine schöne Frau zu sich nach Hause einzuladen und ihr dann als erstes dein verschissenes Klo zu zeigen. Mann, ist das krank!

Erstaunlich, denn als Einwanderer, Atheist, Hedonist und Schriftsteller gehören Sie eigentlich zur klassischen grünen Klientel.

Pirinçci: Ich gehöre bestimmt nicht zu den verblödeten Hampelmännern und Hampelfrauen, die sich von den Grünen was vom Pferd erzählen lassen.

In Ihrem Buch schreiben Sie: „Ich weiß, ich höre mich an wie ein sogenannter Islamhasser – das bin ich wohl auch!“

Pirinçci: Mal ehrlich, beim Islam handelt es sich um eine vor Urzeiten erfundene Story. Warum soll man die nicht hassen dürfen? Es ist auch nicht verboten, Micky Maus zu hassen, oder Mr. Spock.

Weil der Islam eine Religion ist.

Pirinçci: Wenn ich sage, ich hasse Jesus, würden Sie gähnen und einschlafen, weil wir Jesus längst zu einem Pausenclown gemacht haben. Doch nur für den Islam tun wir so, als sei Religion noch etwas wahnsinnig Wichtiges. Und warum? Weil wir fürchten, daß seine Anhänger sonst ausflippen. Das ist der Grund, warum Politiker vorsichtshalber dieses „Der Islam gehört zu Deutschland“-Zeug reden und warum wir sie überall ihre aufdringlichen Korankraftwerke errichten und ihnen auch sonst alles durchgehen lassen – ihre Frauen zu verschleiern, ihr flegelhaftes Benehmen, ihre Arroganz und nicht zuletzt das ständige Handaufhalten bei Papa Staat.

Warum sind Sie eigentlich nicht beleidigt?

Pirinçci: Warum sollte ich?

Weil die Figur des beleidigten Migranten alle Wege in die Feuilletons öffnet.

Pirinçci: Ach, Sie meinen die, die sich selbst ständig zum Ausländer machen und dann beklagen, daß die Deutschen so schrecklich ausländerfeindlich seien. Tut mir leid, ich habe hier noch keine Diskriminierung erfahren. Und ich glaube, wer sich in Deutschland anständig benimmt, dem passiert das in der Regel auch nicht. Viele von diesen Leuten bekommen öffentliche Förderungen oder gar irgendeinen Preis – dafür, daß sie ihr Heimatland schlechtmachen. Das ist zutiefst ehrlos! Ich habe in Deutschland noch nie einen Preis oder eine besondere Förderung, aber ich habe hier eine Chance bekommen. Ich liebe Deutschland, es war immer gut zu mir, und ich habe keinen Grund, beleidigt zu sein.

Ihr Buch beginnen Sie mit einer Ode an Deutschland, die jedem nichtmigrantischen Autor als Nationalkitsch um die Ohren geprügelt werden würde.

Pirinçci: Warum soll ich das nicht schreiben? Warum sollte man seine Heimat nicht lieben? Was sollen eigentlich ständig diese allergischen Reaktionen?

Kostprobe: „Deutschland, du goldenes Elysium. Du kraftvoller Stier. Du schönstes aller schönen Länder. Niemals möge der Adler sein wachsames Auge von dir wenden, immerdar seine scharfen Fänge, sein starker Schnabel dich beschützen.“

Pirinçci: Toll!

Sie trauen sich was.

Pirinçci: Und lesen Sie mal das Schlußkapitel, das ist noch viel schöner.

Migrantenbonus?

Pirinçci: Quatsch. Man kann sehr viel sagen, man muß sich nur trauen.

Woher kommt Ihre Liebe zu Deutschland?

Pirinçci: Als ich etwa zehn war, kamen wir aus unvorstellbarer Armut in Istanbul in die Eifel. Plötzlich war alles so herrlich grün und es gab Platz, ich dachte ich sei in Kanada. Zum ersten Mal sah ich einen Wald. Dann arbeitete meine Mutter nur einen Monat, und schon konnte sie mir ein Lego-Auto kaufen – unfaßbar! Wir sahen es als kaum begreifbares Geschenk, daß Deutschland uns aufnahm. Hätte man uns gebeten, wir hätten ihm auf Knien gedankt. Aber das tat man nicht. Man gab uns nur zu verstehen: Arbeitet, geht zur Schule, macht etwas aus eurem Leben – ihr seid uns nichts schuldig. Außer vielleicht, einmal Teil unserer Gesellschaft zu werden.

Und wollten Sie das?

Pirinçci: Na klar, ich fand dieses Land einfach klasse! Und ich schwöre, daß ich in den Siebzigern kein türkisches oder arabisches Mädchen mit Kopftuch oder Schleier gesehen habe. Jeder von uns Ausländerbengeln – die wir uns als solche gar nicht mehr verstanden – konnte in perfektem Deutsch parlieren. Und „der Prophet“ hat uns ebenso rasend interessiert wie Opas alter Stinkstiefel.

Warum ist es dann heute so schwierig mit der Integration?

Pirinçci: Weil – vor allem dank meiner Lieblingspartei – diese Vorstellung aufgekommen ist: Bloß nicht assimilieren! Das funktioniert aber nicht. Spätestens wenn das Geld alle ist, bricht so eine Gesellschaft auseinander. Dann hat er sich ausgetanzt, der Karneval der Kulturen.

Ist es wirklich richtig, sich so radikal von seinen kulturellen Wurzeln abzuschneiden?

Pirinçci: Das ist genau die Frage, die jetzt jeder von WDR-Soziodokus hirngewaschene Trottel einwenden würde. Meine Antwort: Ja, ist es, wenn die Mist sind!

Sie sind ganz schön hart.

Pirinçci: Mal ehrlich, hat man im letzten Jahrtausend je von einer epochemachenden Erfindung aus einem islamischen Land gehört?

Zum Beispiel die arabischen Zahlen ...

Pirinçci: Im letzten Jahrtausend!

Bestimmt gibt es da was ...

Pirinçci: Hören Sie auf nachzudenken, Sie werden eh nichts finden! Nächste Frage: Gibt es einen islamischen Staat, der es mit der Wirtschaftskraft des unscheinbaren Norwegen aufnehmen kann?

Äh ... keine Ahnung.

Pirinçci: Nein! Und ich sage Ihnen noch was: Alle islamischen Länder zusammen können das nicht.

Sind Sie sicher?

Pirinçci: O Mann! Nächste Frage: Geben die islamischen Länder dafür wenigstens kulturell den Ton an? Na? Nennen Sie mir wenigstens ein Feld: Kunst? Literatur? Film? Philosophie?

Jetzt hören Sie schon auf.

Pirinçci: Und warum soll ich aufhören? Weil die Antwort nein ist!

Was wollen Sie damit beweisen?

Pirinçci: Nichts, ich will wissen, warum die deutschen Medien dennoch wie besessen von dem Thema sind.

Zum Beispiel weil die islamische Welt eine bedeutende geopolitische Größe darstellt.

Pirinçci: Ach, jetzt kommt das ... „Flächenbrand“ und so ... klar ... Dann machen wir doch mal den Schwanzvergleich: Wie ist denn 2003 der Irak-Krieg ausgegangen? In nur drei Wochen haben die Amis das Land problemlos besetzt – problemlos? Pardon! Eine Woche saßen sie im Sandsturm fest. Der Irak hatte so 3.700 Panzer. Die Amis haben alle zerstört und wie viele eigene verloren? Keinen! Na, wer hat jetzt den Längeren?

Wie erklären Sie sich diese angebliche Besessenheit der deutschen Medien?

Pirinçci: Zwei Gründe: Erstens das linksgrün-versiffte Dogma, daß Zuwanderung, namentlich islamische, automatisch ein Segen für Deutschland sei.

Und zweitens?

Pirinçci: Zweitens, es ist zu spät.

Zu spät?

Pirinçci: Es leben schon zu viele Muslime hier, als daß man sich ihres nicht zivilisierbaren Anteils problemlos entledigen könnte, ohne Bürgerkrieg zu riskieren.

Sie wollen einen Bürgerkrieg?

Pirinçci: Nein, ich nenne nur Gründe, warum hier ständig der Schwanz eingezogen wird. Weil sich weder unter deutschen Politikern noch unter den durch jahrelange feministisch-pazifistische Gehirnwäsche verweichlichten deutschen Jungmännern noch genügend Leute für eine kriegerische Abwehr finden.

Für Aufsehen sorgte Ihr auch im Buch enthaltener Aufsatz „Das Schlachten hat begonnen“. Dort behaupten Sie, in Deutschland finde ein „schleichender Genozid“ statt.

Pirinçci: Im niedersächsischen Kirchweyhe hatte eine Gruppe Türken den unschuldigen jungen Daniel S. in die ewigen Jagdgründe befördert. Ich schrieb, daß diese Tat sich in eine ganze Serie von Bestialitäten einreihe, die meist von jungen Männern moslemischen Glaubens an jungen Deutschen begangen werden. Übrigens: Es gibt unter den Mordopfern nie Frauen – weil die in der Regel vergewaltigt werden.

Allerdings haben die Täter meist wohl nur wenig Ahnung vom Islam.

Pirinçci: Richtig, aber das was sie davon zu hören bekommen haben reicht, um sich als „Masters of the Universe“ zu fühlen.

Sie reagieren lediglich Minderwertigkeitsgefühle ab, die durch Ausgrenzung der deutschen Gesellschaft provoziert wurden.

Pirinçci: Ja klar, und am Arsch hängt der Hammer! Ich sage Ihnen, das ist eine von der Migrantenindustrie, schwachsinnigen Politikern und geisteskranken linken Medienleuten bestellte Lüge, und ich kann Ihnen versichern, daß nichts und niemand so viel Selbstbewußtsein hat wie ein Araber oder Türke, der einem Deutschen am Bordstein das Hirn aus dem Schädel tritt. Und ich glaube, daß die Zahl der so Ermordeten bewußt geheimgehalten wird, da sonst offenbar werden würde, daß es sich um einen veritablen Bürgerkrieg handelt.

Was sollen wir tun?

Pirinçci: Ich weiß, daß viele Einwanderer guten Willens sind, sich bei uns zu integrieren und ihre Chance zu nutzen. Was man aber mit den Islam-Heinis machen soll, weiß ich auch nicht. Am besten wohl ein Ticket in die Heimat.

Haben Sie keine Angst, Haß zu schüren?

Pirinçci: Haß schüren die, die Deutsche totschlagen, nicht die, die das kritisieren.

Ihr Buch öffnet den Blick in einen Abgrund, wieso ist es dennoch so witzig?

Pirinçci: Die Ironie entsteht, weil wir diese abstruse Medienwelt haben, in der der gesunde Menschenverstand ausgeschaltet ist. Schalten Sie den wieder ein, wird das Absurde deutlich. Nehmen Sie etwa das neue Werbevideo der EKD. Na, wo spielt das wohl? Auf einem öffentlichen Scheißhaus, wo auch sonst? Dann kommen Schwule und Lesben aus der Kabine, wo sie sich eben befummelt haben, und eine Frau rasiert sich das Kinn. Damit wirbt man für eine Kirche. Mir ist das ja egal, ich bin Atheist. Aber das ist doch, als wären wir live in einer Episode von „South Park“. Oder denken Sie an Rosa von Praunheim in der Harald-Schmidt-Show, wo er ein von ihm vollgespritztes Kondom auf den Tisch knallte. Reaktion: Der lustige Harald grinste, das Publikum applaudierte. Und alle finden den Christopher-Street-Day im Fernsehen natürlich gaaaanz toll. Weil die Kamera nicht runterschwenkt, wo Männer auf offener Straße die Schwänze anderer Männer lutschen, und die Kinder am Straßenrand schauen zu. Ich zeig das in meinem Buch eben mal auf: Deutschland von Sinnen.

 

Akif Pirinçci, „Wer jetzt denkt: Halt, den Namen kenne ich doch, aber das kann unmöglich derselbe Mann sein – doch, ist er!“ schreibt die Süddeutsche Zeitung. Akif Pirinçci, der Schöpfer des modernen Tierkrimis, eroberte mit seinem Bestseller „Felidae“ das Publikum. Mit zwei Millionen verkauften Exemplaren war es 1989 Auftakt einer Reihe erfolgreicher Katzenkrimis aus seiner Feder. 1994 wurde „Felidae“ fürs Kino verfilmt. Ebenso wie 2009 Pirinçcis Roman die „Damalstür“, durch die man in die Vergangenheit gelangt und die Chance zum Neustart seines Lebens hat. Der Spiegel lobte den „trockenen, respektlosen Ton“ seines Romans „Der Rumpf“, in dem ein Behinderter den perfekten Mord begeht, und in der Dystopie „Yin“ scheitern die Frauen damit, eine Gesellschaft ohne Männer zu errichten. Politischer Kommentator ist Pirinçci seit Anfang 2013. Für Furore sorgte sein auf dem Blog „Die Achse des Guten“ publizierter Essay „Das Schlachten hat begonnen“. Nun ist bei Manuscriptum sein erstes politisches Buch erschienen: „Deutschland von Sinnen. Der irre Kult um Frauen, Homosexuelle und Zuwanderer“.

Foto: Erfolgsautor Pirinçci: „In unserer alltäglichen Medienwelt ist der gesunde Menschenverstand ausgeschaltet. Schalten Sie den wieder ein, wird das Absurde plötzlich deutlich.“

 

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