© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/14 / 11. April 2014

Blick in die Medien
Der Gema-Geldhunger
Toni Roidl

Bei jedem Straßenfest, jedem Tanzabend und jedem Konzert kassiert die Gema mit. 2013 wurden die Gebühren für kleine Musikclubbesitzer um bis zu 400 Prozent erhöht. Dabei kommt mehr als die Hälfte der Einnahmen nur wenigen Mitgliedern zugute, den Stars der Hallentournee-Liga, die ohnehin gut verdienen. Die mehr als tausend Mitarbeiter des Apparates wollen natürlich auch gut bezahlt werden.

Darum hat sich die private Verwertungsgesellschaft jetzt etwas Neues einfallen lassen: Auch Online-Videotheken müssen Gebühren abdrücken. Für Musik in Spielfilmen werden bei Kauf 16,5 Cent und bei Miete fünfeinhalb Cent fällig. Fernsehserien gibt’s für 4,9 beziehungsweise 2,35 Cent.

Da will die Gema mitkassieren. Darum gilt die Vergütung rückwirkend ab 2002!

Der Markt für Video-nach-Bedarf-Diensten im Internet floriert. Die Zahl der Haushalte, deren Fernseher online ist, wächst rasant. Rund 30 Millionen Zugriffe auf Filme und auf mehr als fünf Millionen Serien werden für dieses Jahr prognostiziert. Da will die Gema mitkassieren und zwar schon lange. Darum gilt die Vergütung rückwirkend ab 2002!

Die Einigung traf die Gema mit dem Bundesverband der deutschen Branchen für IT, Telekommunikation, Unterhaltungselektronik und neue Medien, Bitkom. Dem Verband gehören rund zweitausend Unternehmen an. Die Gebühren werden natürlich an die Nutzer weitergereicht. Gema-Chef Harald Heker freut sich über „angemessene Vergütungen“. Doch damit hat er den Hals noch lange nicht voll.

Die nächsten Geldquellen, an denen die Gema bereits bohrt, sind monatliche Videoabos (wie bei Amazon Prime). Auch an werbefinanzierten Inhalten auf Youtube möchte die Gema bald mitverdienen. Erst jüngst ließ sie Tausende Youtube-Videos sperren, um Druck zu machen: Das Bildschirmfoto „Dieses Video ist in deinem Land nicht verfügbar“ hat längst Kultstatus bei Internetnutzern.

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