© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/14 / 11. April 2014

Die Angst der deutschen Duckmäuser
Michael Brückner und Udo Ulfkotte über die Denkverbote in unserer Öko-Gender-Multikulti-Welt
Wolfgang Kaufmann

Am 3. Juli 2009 wurde die damals 14jährige Manuela H. im sauerländischen Schmallenberg von drei Roma aus dem Kosovo derart brutal vaginal, oral und anal vergewaltigt, daß sie für ihr ganzes weiteres Leben körperlich und psychisch gezeichnet sein wird. Trotzdem entschieden die Richter Erdmann, Teipel und Werthmann nebst Schöffen vom Landgericht Arnsberg, den Haftbefehl gegen die eindeutig feststehenden Täter Haljilj B., Muslija B. und Seljman B. gegen eine routinemäßige Meldeauflage außer Vollzug zu setzen. Das bot Muslija B. die Chance, in Richtung Kosovo zu verschwinden, weshalb nur noch die Verurteilung in Abwesenheit möglich war. Als Grund gaben die Arnsberger Juristen an, daß die Roma „Untersuchungshaft erlitten haben und aufgrund des Anklagevorwurfs und ihrer familiären Situation als haftempfindlich anzusehen“ seien.

„Politische Korrektheit“ als ein Werk der Linken

An diesem haarsträubenden Fall erschreckt sowohl das offenkundig komplett deformierte Rechtsverständnis der drei Richter und ihrer Beisitzer als auch der Umstand, daß die überregionalen Medien seinerzeit keinerlei Neigung zeigten, über die Vorgänge zu berichten und den Skandal zu thematisieren. Beides interpretieren Michael Brückner und Udo Ulfkotte in ihrem Gemeinschaftswerk als typische Konsequenz der „Politischen Korrektheit“, welche für die Angst des deutschen Duckmäusers stehe, gegen die geballte Ladung von Denkverboten und Tabus der schönen neuen Öko-Gender-Multikulti-Welt zu verstoßen.

Allerdings verortet das Autorenduo verbale Tretminen nicht nur dort, wo es um Migranten und deren oftmals alles andere als „bereichernde“ Aktivitäten geht, sondern sieht eine eklatante Gefährdung der Freiheit des Denkens und Redens auch in der Art und Weise des Umgangs mit Themen wie Antisemitismus, Kriegsschuld, Unterschiedlichkeit von Menschengruppen, Genderpolitik, Klimawandel und EU-Diktatur. So kommen Brückner und Ulfkotte schließlich zu der niederschmetternden Diagnose, daß sich das engmaschige Netz der „Politischen Korrektheit“ wie Mehltau über die deutsche Gesellschaft gelegt habe und selbige zur Wehrlosigkeit und zum intellektuellen Absterben verdamme.

Verantwortlich für das in der Tat nicht zuletzt von Thilo Sarrazin (JF 10/14) angeprangerte sterile und angstdurchtränkte Meinungsklima, in dem das Wunschdenken an die Stelle des gesunden Menschenverstandes getreten ist, machen die Autoren den gewaltigen Linksrutsch, den die Bundesrepublik in den letzten Jahrzehnten zu erdulden hatte. Zweifellos, so ihre Einschätzung, sei die „Politische Korrektheit“ ein Werk der Linken – geschaffen, um deren Herrschaft zu zementieren, denn sie schütze ausschließlich die zum Mainstream gewordene linke Ideologie, die sich mittlerweile sogar in angeblich konservativen Parteien breitmacht, vor kritisch-nüchternem Hinterfragen. Dies funktioniere allerdings nur so lange, wie einfach noch zu viele Menschen vor den linken Tugendwächtern und ihren Denkschablonen und Moralkeulen kuschen.

Deshalb rufen Brückner und Ulfkotte dann auch dezidiert dazu auf, mehr Mut zu beweisen und „politisch unkorrektes“ Verhalten zu zeigen, bis dasselbe nicht mehr pauschal als „rechtsextrem“ oder anderweitig deviant denunziert werden könne. Das halten die beiden für deshalb so wichtig, weil die „Politische Korrektheit“ dafür gesorgt habe, daß aus dem einstmals geistig beweglichen und lebenstüchtigen Volk der Dichter und Denker eine Herde überängstlicher Zauderer mit einer großen Selbstzensurschere im Kopf geworden sei. Darüber hinaus zerstöre sie aber auch die Grundlagen unserer Demokratie: Bei einer genauen Analyse der zahlreichen Dogmen und Wirkungsmechanismen der „Politischen Korrektheit“ könne man unschwer erkennen, daß es sich hier um ein Werkzeug zur Durchsetzung von Minderheitsmeinungen handele; zugleich werde zur Hetzjagd auf Andersdenkende geblasen, was die offene beziehungsweise öffentliche Meinungsbildung im Lande behindere. Dabei sei aber genau diese die essentielle Grundlage jeder Demokratie.

Die Aussagen von Ulfkotte und Brückner dürfte so mancher bestätigen können. Daran ändern auch die gravierenden handwerklichen Mängel der Streitschrift gegen die Diktatur der „Politischen Korrektheit“ nichts, welche insbesondere darin bestehen, daß Ulfkotte seine gelungensten Bonmots ständig aufs neue recycelt und die angeführten Fakten, welche zur Entlarvung der gängigen Lügen der Adepten des „Neusprech“ dienen sollen, ebenfalls schon mehrfach in seinen anderen Werken ausgebreitet hat.

Dennoch bereichert ihr Buch zu Recht den Markt: als handliches Kompendium über den verderblichen Unfug zu den Themen Wirtschaft, Finanzen, EU, Sozialstaat, Umweltschutz, Geschichte, Geschlechterpolitik, Zuwanderung und Kriminalität, der uns tagtäglich von den Politikern und deren Handlangern in den „Qualitätsmedien“ aufgetischt wird, sowie auch als Lehrstück in Sachen gestörter politischer Kommunikation.

Michael Brückner, Udo Ulfkotte: Politische Korrektheit. Von Gesinnungspolizisten und Meinungsdiktatoren. Kopp-Verlag, Rottenburg 2013, gebunden, 319 Seiten, 19,95 Euro

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen